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Mietspiegel: Unrealistisch und veraltet!

Ein Statement von Chiara Aengevelt, geschäfstführende Gesellschafterin von DIP-Gründungspartner Aengevelt.

Berlin, 23.08.2024

 „Mietspiegel sind mächtige Instrumente. Die Mieten, die sie ausweisen, sind Obergrenzen bei Mieterhöhungen. Wo die Mietpreisbremse gilt, wie in Berlin, dürfen selbst Neuvertragsmieten die ortsübliche Vergleichsmiete um nicht mehr als 10 % überschreiten. Aber wie realistisch ist der Berliner Mietspiegel überhaupt?

16.000 Mietverträge sollen vom ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung ausgewertet worden sein, um den Mietspiegel zu erstellen. Berücksichtigt wurden Mieten, die in den vergangenen sechs Jahren neu vereinbart oder geändert wurden. Neuvermietungen, die den aktuellen Stand des Wohnungsmarktgeschehens abbilden, sind aber nur zu 5 % in der Stichprobe enthalten. Das bedeutet: Der Mietspiegel ist bereits bei seinem Erscheinen hoffnungslos veraltet.

Der Berliner Mietspiegel vom 30. Mai 2024 weist eine durchschnittliche Netto-Kaltmiete von EUR 7,21/m² aus. Immoscout24 hat für denselben Zeitpunkt eine Angebotsmiete von EUR 11,85/m² ermittelt – das sind 64 % mehr! Gegenüber dem Vorjahr sollen die Mieten laut Mietspiegel um ganze 0,7 % gestiegen sein – und das bei einer Inflationsrate von 5,9 %!

Mit einem Wort: Der Mietspiegel spiegelt nicht die aktuelle Marktentwicklung wider, wie es in § 558c BGB gefordert wird, sondern er weist vollkommen veraltete Daten aus.

Dass unter diesen Umständen immer weniger Investoren bereit sind, neue Wohnungen zu bauen, kann nicht verwundern. Die Berliner Wohnungsnot ist hausgemacht, und der neue Mietspiegel leistet seinen Beitrag dazu.“