IWS-Zukunftsforum: „KI wird die ultimative Herausforderung für die Arbeitswelt“
Top-Redner und mehr als 300 Teilnehmer, darunter nahezu die Hälfte Young Professionals (Studierende der Immobilienwirtschaft), machten das 5. Große Zukunftsforum des IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart e.V. in Kooperation mit dem ZIA zu einer überaus erfolgreichen Veranstaltung. Unter der souveränen und erfrischenden Moderation von PR-Profi Alexandra May erlebten die Gäste ein vierstündiges Programm mit klugen Experten-Inputs, spannenden Diskussionen und praktischem Networking zum Thema KI (Künstliche Intelligenz) in der Immobilienwirtschaft.
Am Ende waren sich alle einig: Entscheidend wird zukünftig unser Mindset (Technologieoffenheit) und die Kompetenz im Umgang mit KI sein. IWS-Geschäftsführerin Bettina Fuchs: „Inhaltlich hat das Forum gezeigt, dass keine Branche an KI vorbeikommt und wir uns dringend mit dem Thema auseinandersetzen müssen. KI ist ein richtig gutes Werkzeug, das helfen kann, Prozesse schneller und effizienter zu machen. Sie ersetzt nicht den Menschen, wird aber eine wegweisende ergänzende Technologie sein.“
Nach der Eröffnung des Großen Zukunftsforums durch IWS-Vorstandsmitglied Uwe Jaggy gab Moderatorin Alexandra May die Richtung der Diskussion vor und zitierte Abraham Lincoln mit den berühmten Worten: „Die beste Möglichkeit, die Zukunft vorherzusagen, ist sie zu gestalten.“ Robert Betz, Partner EMA Head of Digital Real Estate der KPMG AG, fand in seiner Keynote ebenfalls klare Worte. „KI wird die ultimative Herausforderung für die Arbeitswelt. KI muss Weckruf für die Immobilienwirtschaft sein. Diese verharrt noch zu sehr in ihrer Komfortzone!“ Der Markt werde zukünftig immer mehr über Daten, deren Vernetzung und Analysen geregelt, während die generative KI unser Leben noch stärker beeinflussen wird als die bisherigen KI-Modelle. Betz: „KI braucht aber ethische Regulatorik, da sie manipulierbar und manipulativ ist“.
Matthias Zühlke, Gründer und Geschäftsführer von syte, zeigte auf, wie mit KI eine Projektidee geboren werden kann. Syte ist ein Start-up, das auf Grundlage vernetzter Kataster-Daten, Gebäudedaten und Satelliten-aufnahmen potenzielle Immobilienprojekte entwickelt. Am Anfang steht dabei die präzise Analyse der Daten, die mit Hilfe von KI ausgewertet und verglichen werden. Dazu gehören auch sozioökonomische Daten und Umweltfaktoren aus der Umgebung. Die KI errechnet dann die Potenziale der Grundstücke und die Projektkosten, gibt Empfehlungen ab und erstellt eigenständig Exposées.
Die anschließende Diskussionsrunde brachte weitere interessante Einblicke. Timo Bilhöfer, Architekt und KI-Experte bei asp Architekten, vertrat die Meinung, dass die Grenze der Neu- oder Weiterentwicklungen von KI-Modellen an den Grenzen von Kapital, Know how und Kapazitäten liegen. Dr.-Ing. Bernd Essig, Geschäftsführer der Scholze-Thost GmbH, stellte klar, dass KI bei Recherchen, Protokollen, Transkriptionen bereits heute ganz selbstverständlich eingesetzt werde. Allerdings müssten Haftungsfrage bei KI-generierten Planungen, Entscheidungen und Umsetzungen noch geklärt werden. Daniel Faller, Senior Innovation Manager Bau-/Immobilienbranche, vertrat die Meinung, dass Verbesserung der KI durch Verbreiterung der Datengrundlage – nach dem Motto „sharing is caring“ – ein Schlüssel für die Zukunft sei. Ebenfalls aus der Praxis berichtet Carsten Meißner, Siemens AG, Smart Infrastructure, Safety Lifecycle Portfolio: „KI funktioniert erfolgreich im Regelfall, hat momentan aber Probleme bei Ausnahmen und Abweichungen“.
Dr.-Ing. Philipp Mundhenk, Director Information & Communication Technologies, Bosch Research, gab einen Einblick in das Thema KI im Gebäudebetrieb. Agentenbasierte KI werde Large Language Models und Vision Language Models ergänzen und konkrete Entwürfe für konkrete Aufgaben erstellen, so sein Statement. Dabei hänge sehr viel von der entsprechenden Sensorik ab. Als Beispiel nannte er den Smart Oven von Bosch in Serienproduktion, der erkennt, welches Gericht im Ofen ist und die Garzeit individuell steuert. Mit Konstantin Klammer, Lennart Leidgeb und Angelique Varutti präsentierten drei DHBW-Alumnis ein konkretes Studienbeispiel: KI versus Mensch – wer performt besser? Ihre Schlussfolgerung: Man muss sich mit KI auseinandersetzen, sie verstehen, ausprobieren, anwenden und – ganz wichtig – ihre Ergebnisse prüfen! Durch Wiederholungen, Vergleiche und individuelle Anpassungen entsteht der Mehrwert – durch größere Effizienz, zusätzliche Aspekte und bessere Formulierungen.
In der abschließenden Diskussionsrunde unter Moderation von Thomas Jaißle, Sprecher des ZIA Region Südwest, stand die Frage im Mittelpunkt, ob KI am Ende des Tages mehr Fluch oder mehr Segen für die Arbeitswelt sei. Prof. Dr. Hanspeter Gondring, FRICS, Wissenschaftlicher Leiter und geschäftsführender Gesellschafter der ADI Akademie, stellte klar, dass KI keine ersetzende, sondern eine ergänzenden Technologie sei. Sein Statement: „Wir müssen unsere Kompetenzen so stärken, dass wir im Zusammenspiel mit dem Machine Learning der „Head of“ bleiben“. Mike Schrottke, Chief Human Resources Officer, CBRE Germany, unterstrich dies und stellte fest: „KI macht unser Arbeiten schneller, effizienter, effektiver und sie macht es auch reicher“. Diana Wiedmann, Group Chief Human Resourcer Officer, Drees & Sommer, betonte, dass für das Training konkreter KI-Anwendungen Laborumgebungen geschaffen werden müssen, die realen Bedingungen (use cases) entsprechen. Auf ein großes Problem bei der Anwendung von KI in der Lehre an Hochschulen wies Paul Christian John, Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hin. Hier entstehe ein Delta, da letztlich keine neuen Daten generiert werden. Die Veranstaltung im Hospitalhof Stuttgart klang beim Networking mit Flying Buffet aus.