Baugenehmigungen in allen bayerischen Regierungsbezirken erheblich rückläufig
- In Oberfranken, Niederbayern, Unterfranken und der Oberpfalz Rückgänge von mehr als 50 % gegenüber dem 5-Jahresmittel
- Unter den Stadt- und Landkreisen deutlichste Abschläge in den Städten Bamberg (-92,2 %), Schweinfurt (-82,7 %), Coburg (-82,1 %) und Passau (-80,1 %)
- Kurzfristige Erholung im Wohnungsbau angesichts politischer Unsicherheiten unwahrscheinlich
„Erheblich gestiegene Zinsen sowie Kosten für Bauleistungen in Verbindung mit hohen Anforderungen an Neubauten sorgen bereits seit Ende 2022 für spürbare Rückgänge bei den Baugenehmigungszahlen – und dieser Abwärtstrend verschärft sich zunehmend“, erklärt Prof Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. „Neben den ausbleibenden Baufreigaben verschlechtert das Zurückstellen bzw. Stoppen bereits genehmigter Vorhaben die ohnehin prekäre Lage an den Wohnimmobilienmärkten weiter. Angesichts der politischen Unsicherheiten samt dem Scheitern der Ampel-Koalition ist eine kurzfristige Erholung im Wohnungsbau unwahrscheinlich.“
Bayernweit wurden zwischen Januar und September 2024 rund 29.000 Wohneinheiten zum Bau freigegeben. Gegenüber dem bereits schwachen Vorjahreszeitraum 2023 entspricht dies einem weiteren Rückgang von -18,4 % – gegenüber dem längerfristigen 5-Jahresschnitt 2019-2023 (jeweils 1.-3. Quartal) sogar einem Abschlag von -38,9 %.
Dieser Negativ-Trend zieht sich durch alle sieben bayerischen Regierungsbezirke. In Oberfranken (-57,2 %), Niederbayern (-56,8 %), Unterfranken (-56,3 %) und der Oberpfalz (-53,2 %) erteilten die Behörden in den ersten drei Jahresquartalen 2024 sogar weniger als die Hälfte an Baufreigaben als im 5-Jahresmittel 2019-2023. Mit einem Minus von 47,6 % stellt sich die Lage im Regierungsbezirk Mittelfranken samt dem einwohnerstarken Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen nur unwesentlich besser dar. In Oberbayern, wo der Nachfragedruck auf den Wohnimmobilienmärkten traditionell sehr hoch ist – insbesondere in der Region München – wurden zwischen Januar und September 2024 -28,5 % weniger Wohnungen zum Bau freigegeben als im 5-Jahresschnitt 2019-2023. Im südwestlichen Regierungsbezirk Schwaben lag der Rückgang mit noch immer beachtlichen -18,8 % am niedrigsten – unter den sieben Regierungsbezirken stand lediglich in Schwaben gegenüber den ersten drei Quartalen des schwachen Vorjahres 2023 ein leichtes Plus von 3,4 % zu Buche.
Von den 96 bayerischen Stadt- und Landkreisen wiesen 91 in den ersten drei Jahresquartalen 2024 geringere Genehmigungszahlen als im 5-Jahresschnitt 2019-2023 aus. Die stärksten Verluste wurden in den Mittelstädten Bamberg (-92,2 %), Schweinfurt (-82,7 %), Coburg (-82,1 %) und Passau (-80,1 %) ermittelt Auf Landkreisebene stachen die beiden Landkreise Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim sowie Rottal-Inn mit einem Minus von 74,8 % bzw. 69,8 % negativ heraus.
Unter den bayerischen Großstädten musste Würzburg die deutlichsten Verluste verkraften: Hier erteilten die Behörden zwischen Januar und September 2024 für -77,2 % weniger Wohneinheiten die Baufreigabe als im 5-Jahresschnitt 2019-2023. Es folgen die Städte Regensburg (-71,2 %), Fürth (-70,3 %), Ingolstadt (-56,6 %), Erlangen (-55,5 %), Nürnberg (-43,4 %) und München (-14,7 %). Lediglich in der Stadt Augsburg wurden mehr Wohnungen genehmigt als im 5-Jahresmittel (+29,8 %).
Insgesamt gilt: Je kleiner der betrachtete Markt, desto höher können die Schwankungen bei den Werten im Zeitverlauf ausfallen. Einzelne größere Bauprojekte können die Jahreszahlen trotz der insgesamt sehr angespannten Lage im Wohnungsbau spürbar nach oben treiben. Auf Regierungsbezirksebene, also auf einer größeren räumlichen Ebene basierend, sind die deutlich abflauenden Genehmigungszahlen in allen sieben bayerischen Regierungsbezirken sichtbar.
Redaktioneller Hinweis: Das IVD Institut hat seine Analyse für alle bayerischen Stadt- und Landkreise durchgeführt. Im Anhang finden Sie eine entsprechende Liste. Die Zahlen beziehen sich hierbei auf genehmigte Wohnungen in neuen Wohngebäuden.