Neue Wohnkonzepte: Ein Weg aus der Wohnungsknappheit?

15.01.2025

Die Lage am Wohnungsmarkt in Deutschland ist kompliziert. Hohe Mietpreise, Wohnraumknappheit in Ballungszentren und ihrer Peripherie sowie vielerorts notwendige energetische Sanierungsmaßnahmen belasten Mieter und Vermieter. Den Kopf in den Sand stecken müssen die Akteure am Wohnimmobilienmarkt trotzdem nicht, denn wer Innovationsmut beweist, kann auch in der Krise Chancen entdecken – wenn man bereit ist, neue Wege zu gehen.

Der Mangel an Wohnraum in Deutschland ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht und Wohnpreise für Neuvermietungen aber auch bei Bestandsmieten steigen in den letzten Jahren kontinuierlich an. Dem angespannten Wohnungsmarkt haben sogar die Wirtschaftsweisen beim zurückliegenden Jahresgutachten 2024 ein eigenes Kapitel gewidmet, schließlich hemmt das knappe Angebot den Zuzug von Fachkräften mit negativen Effekten für die Wirtschaft. Dabei mangelt es nicht an Lösungsideen zur Mobilisierung des Wohnungsmarktes. Der Expertenrat betont: Es braucht mehr Bauland, Maßnahmen zur Senkung der Baukosten und Abbau von Regularien. Wir wollten wissen, wie Mieter und Vermieter die aktuelle Situation einschätzen und die genannten Maßnahmen bewerten. Für unser diesjähriges Aareal Trendbarometer 2024 haben wir rund 5.000 Mieter in Deutschland sowie rund 150 Entscheider aus der Wohnungswirtschaft zur Lage am Mietmarkt befragt.

Die Politik ist gefordert

Beginnen wir mit einem Blick auf die Entscheider aus der Wohnungswirtschaft. Sie fordern die Lockerung von Regularien, das ist keine Überraschung. Interessanter wird es, wenn man sich die genauen Forderungen anschaut. Insbesondere in der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, geringeren Baukosten und geringeren Baustandards sieht man wichtige Hebel, um die Lage auf dem Wohnungsmarkt zu entspannen. Regulatorische Hürden werden als geradezu geschäftsschädigend betrachtet, das ist schlecht für die gesamte Branche und zehrt an der Substanz. Eine deutliche Mehrheit (82 %) der Entscheider sieht die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens stark von regulatorischen Entwicklungen abhängig. Auch Mieter haben eine klare Vorstellung, wie die Politik zur Verbesserung der Situation beitragen könnte. Beispielsweise mit dem Wegfall der Grunderwerbssteuer, der Reduzierung der Kaufnebenkosten oder der Ausweisung von neuem Bauland.

Neue Wohnkonzepte: Chancen und Potenziale

Chancen und Potenziale, um der Wohnraumknappheit zu begegnen, sehen Mieter auch in der Bereitstellung von neuen, innovativen Wohnformen wie Co-Living oder Mehrgenerationenprojekten. Befragt nach Ideen, mit denen mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen könnte, nennt rund jeder zweite befragte Mieter (49 %) die Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnraum, 60 Prozent sprechen sich für mehr sozialen Wohnungsbau aus und 59 Prozent für mehr alters- und bedarfsgerechtes Wohnen. Auch genossenschaftliches Wohnen steht hoch im Kurs. Der Blick auf die Wohnungswirtschaft verrät jedoch, dass hier noch Luft nach oben ist. Nur 38 Prozent der von uns befragten Entscheider sieht die Branche gut vorbereitet auf Angebote wie Shared Spaces.

Wohnraum der Zukunft – ein Gemeinschaftsprojekt

Innovative Wohnformen schaffen nicht nur dringend benötigten Wohnraum, sondern fördern auch soziale Interaktionen und Ressourceneffizienz. Wohnungsunternehmen, die bei der Umnutzung oder beim Neubau die Mieterbedürfnisse im Blick haben und gezielt adressieren, schaffen flexible und nachhaltige Lösungen, die dem gesellschaftlichen Wandel gerecht werden und das Wohnen der Zukunft aktiv gestalten. Das gelingt nur gemeinsam und unter aktiver Mitgestaltung der Politik. Der im letzten Jahr von Bund und Ländern beschlossene „Bau-Turbo“ hat hierfür erste Weichen gestellt. Die von Bundesbauministerin Klara Geywitz vorgelegte Novelle des Baugesetzbuches, war als großer Wurf deklariert, der die dringend benötigte Beschleunigung von Bauprozessen bringt und den Wohnungsmarkt klar mobilisiert. Bei der Bau- und Immobilienbranche stieß der Entwurf jedoch auf deutliche Kritik. Gleichzeitig ist abwarten keine Option. Die Zeit für entschlossenes Handeln im Schulterschluss zwischen Mietern, Vermietern aber auch der Politik ist gekommen.

Das Aareal Trendbarometer 2024 können Sie hier downloaden.