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Hohe Nachfrage nach Rechenzentren sorgt für Herausforderungen

Steigende Leistungen erfordern bessere Stromverfügbarkeit und moderne Kühlsysteme

Frankfurt am Main, 24.01.2025

Der globale Markt für Rechenzentren wächst weiter: Entscheidender Treiber ist neben 5G, Cloud- und Streaming-Dienstleistern vor allem die Künstliche Intelligenz (KI), die zahlreiche Unternehmen verschiedener Branchen bei der Transformation unterstützt. Mit der Weiterentwicklung der Technologie setzt sich dieses Momentum fort und erfordert Rechenzentrums-Infrastrukturen, die ihre noch höhere Leistungsfähigkeit mit Effizienz und Nachhaltigkeit in Einklang bringen müssen. Wie sich der Markt entwickeln dürfte und vor welchen Herausforderungen er steht, geht aus dem JLL-Report „Global Data Center Outlook 2025“ hervor.

Im Jahr 2024 vereinten Rechenzentren der Typen Hyperscaler und Colocation weltweit rund 50 Gigawatt (GW) auf sich. Rechenleistung in Höhe von sieben Gigawatt dürfte 2025 fertiggestellt werden, während erwartet wird, dass im selben Jahr weitere zehn Gigawatt in die Errichtung gehen werden. Sollte sich dieses Tempo fortsetzen, dürfte der Markt bis 2027 jährlich um etwa 15 Prozent wachsen und dann weltweit über 75 GW verfügen. Bei einem nicht auszuschließenden Szenario mit einem Wachstum von 20 Prozent könnte der Wert auf 89 GW im Jahr 2027 steigen. Während die EMEA-Region im Jahr 2024 etwa zehn GW auf sich vereinte, wächst der Wert im 15-Prozent-Szenario auf 15 GW und im 20-Prozent-Szenario auf 19 GW. 

Quelle: JLL

„Die Expansion auf dem Markt für Rechenzentren nimmt aufgrund sich immer weiter entwickelnder KI-Innovationen zu, doch der großen Nachfrage wird diese weiterhin nicht gerecht“, sagt Martina Williams, Head of Work Dynamics Northern Europe bei JLL. Work Dynamics bietet Unternehmen spezialisierte Outsourcing-Services. Dazu zählen Immobilienberatung und -dienstleistungen im Corporate-Real-Estate- und das Integrierte Facility-Managements, Portfolio- und Technologiemanagement sowie Project-and-Development-Services.

„Die größte Herausforderung, diese technologische Weiterentwicklung gewährleisten zu können, ist eine ausreichende Stromverfügbarkeit“, ergänzt Williams. „Zwar werden Leistungen von Rechenzentren immer größer, allerdings verbessert sich auch ihre Effizienz, nicht zuletzt getrieben durch Regulatorik. Da für Rechenzentren spezielle Anforderungen an Lage und Stromverfügbarkeit gelten und sie oft Daten untereinander und über Internetknoten austauschen, haben sich entsprechende Ballungsgebiete gebildet, wie zum Beispiel die Rhein-Main-Region und zunehmend Berlin. Auf einzelnen Märkten führte der hohe Energiebedarf allerdings bereits zu Vorgaben und Einschränkungen bei der Genehmigung neuer Objekte. Aufgrund dieser Gemengelage wandelt sich das Design und der Betrieb von Rechenzentren zurzeit grundlegend in Richtung Effizienz.“

Durch den technologischen Fortschritt in den vergangenen Jahren hat die Rack-Dichte, also die Leistung eines einzelnen Serverschranks, deutlich zugelegt. Resultat ist eine Zunahme der Abwärme und eine stärkere Notwendigkeit, Racks zu kühlen. Die im Vergleich zur Luftkühlung wesentlich effizientere Flüssigkeitskühlung wird daher zum Standard bei Neuentwicklungen und stellt eine sinnvolle Möglichkeit dar, trotz Anpassungen im Design, den Wert von Bestandsobjekten zu steigern. Zulegen wird bei besonders großen Rack-Dichten auch die Immersionskühlung, bei der sich die IT-Komponenten in einer wärmeleitenden Flüssigkeit in oft riesigen Tanks befinden. Mit dieser effizienten Technologie einher gehen aber auch neue Herausforderungen bei der Wartung und aufgrund der schweren Flüssigkeitstanks neue Voraussetzungen für Bodenstruktur und Statik.

„Im Jahr 2025 wird der Anteil von Rechenzentren am globalen Energiebedarf bei voraussichtlich zwei Prozent liegen. Prognosen zufolge wird sich dieser Anteil in den kommenden fünf Jahren verdoppeln“, sagt Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany. „Damit sind Rechenzentren allerdings eine vergleichbar kleine Komponente in der globalen Energieherausforderung, die vor allem durch die Elektrifizierung von Maschinen, Gebäuden, Klimaanlagen und Automobilen sowie des ohnehin steigenden Bedarfs an Strom bestimmt wird. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden und die Entwicklung neuer Rechenzentren zu ermöglichen, muss nicht nur in die Effizienz, sondern auch in die Infrastruktur wie Übertragungsleitungen und Umspannwerke investiert werden, was viel Zeit in Anspruch nehmen kann.“

Für Investoren bieten Rechenzentren nach wie vor attraktive Renditen, nicht zuletzt, weil der Bedarf an Rechenleistung und Speichermöglichkeiten anhaltend hoch ist. Während sich institutionelle Investoren oftmals auf Betreiberübernahmen fokussieren, engagieren sich Private-Equity-Unternehmen häufig in der Projektentwicklung.