KI in der Immobilienbranche: Etwa ein Drittel der Unternehmen nutzt bereits KI-Lösungen
Software mit KI kommt aktuell vor allem in den Bereichen Archivierung, Vertragsmanagement sowie Markt- und Preisanalysen zum Einsatz / Treiber für KI-Anwendungen sind u.a. strengere Nachhaltigkeitskriterien / Geringe Fehleranfälligkeit der KI-Anwendungen für Immobilienunternehmen
Bislang greift circa ein Drittel der Immobilienunternehmen (35 Prozent) auf Software-Lösungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) zurück. Als Grund keine KI zu nutzen, wird von den befragten Unternehmen vor allem angegeben, dass es keine passende Anwendung auf dem Markt gibt (53 Prozent). Das ist das Ergebnis einer Umfrage der INTREAL Solutions, IT-Dienstleister und Tochtergesellschaft der Service-KVG INTREAL, bei insgesamt mehr als 200 Immobilienunternehmen zur Nutzung Künstlicher Intelligenz. Die Umfrageergebnisse wurden im Rahmen der Online-Pressekonferenz „KI in der Immobilienwirtschaft: was kommt auf die Branche zu?“ mit Marko Broschinski, Head of Sales bei der INTREAL Solutions, Johannes Fütterer, CEO von aedifion, und Nino Paulus, CPO und Founder von AlphaPrompt der Öffentlichkeit vorgestellt.
Marko Broschinski, Head of Sales bei INTREAL Solutions, kommentiert die Ergebnisse: „Insgesamt gibt es in der Branche eine Offenheit gegenüber neuen KI-Anwendungen, die immer weiter zunimmt – insbesondere auf der Ebene der Entscheider. Viele Unternehmen stehen dabei aktuell vor der Herausforderung, eine klare Strategie zu entwickeln, wie sie KI sinnvoll implementieren können. Entscheidend ist hier der Austausch zwischen Unternehmen und Dienstleistern, um praktikable Lösungen zu entwickeln. Ich gehe fest davon aus, dass in den nächsten ein bis zwei Jahren dann 80 bis 90 Prozent der Immobilienunternehmen KI nutzen werden. Diejenigen, die sich nicht mit dem Thema beschäftigen, werden dann möglicherweise nicht mehr konkurrenzfähig sein.“
Vor allem in den Bereichen Archivierung, Vertragsmanagement sowie Markt- und Preisanalysen (jeweils 53 Prozent) wird KI im Arbeitsalltag eingesetzt. Am wenigsten kommt KI bislang in den Bereichen Facility Management (6 Prozent) und ESG (18 Prozent) sowie Bauprojektmanagement (12 Prozent) zum Einsatz.
Ein Treiber für die Digitalisierung und den Einsatz von KI-Anwendungen sind die zunehmend höheren energetischen Anforderungen und Nachhaltigkeitskriterien. „In der Immobilienbranche gibt es ein enormes Potenzial von Daten, die noch nicht digitalisiert sind. Dies gilt es zu nutzen, damit unter anderem Klimaziele im Gebäudesektor möglichst kosteneffizient realisiert werden können“, erläutert Broschinski. Zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands bietet adifion eine Softwarelösung an. Dazu sammelt die KI-basierte Cloud-Plattform Echtzeit-Betriebsdaten aus dem technischen Gebäudebetrieb, identifiziert Fehlfunktionen und gibt Handlungsempfehlungen zur Betriebsoptimierung. Die erhobenen Daten dienen darüber hinaus als Grundlage für Taxonomie-, CSR- und ESG-Berichte. „Der Betrieb wird vorausschauend und autonom geregelt, zum Beispiel auf Basis von Wetterprognosen. Mit der KI können so bis zu 40 Prozent der Energie, der CO2-Emissionen und der Betriebskosten eingespart werden, ohne erst aufwendige Sanierungen durchführen zu müssen“, erklärt Johannes Fütterer, CEO von aedifion.
Das PropTech AlphaPrompt nutzt generative Künstliche Intelligenz, um die Verfügbarkeit und Qualität der Daten zu verbessern. Die Plattform des Unternehmens ermöglicht eine automatisierte Extraktion und Strukturierung von Informationen aus unstrukturierten Datenbeständen und hilft Unternehmen so, fundierte Entscheidungen auf Basis präziser Daten zu treffen. „Damit ermöglichen wir es, dass die zuständigen Bearbeitenden in den Unternehmen weniger Datenerfasser sind, sondern vielmehr Steuerer und Controller, die ihr Wissen und ihre Arbeitszeit einsetzen können, um Prozesse zu optimieren und Entscheidungen zu treffen anstatt Daten strukturieren zu müssen“, erläutert Nino Paulus, CPO von AlphaPrompt. Broschinski fügt hinzu: „Generell ermöglichen KI-Anwendungen, dass viele Routineaufgaben automatisiert durchgeführt werden, so dass die Mitarbeitenden eines Unternehmens ihr Fachwissen durch die eingesparte Zeit für komplexe Aufgaben widmen können. Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels ist die Steigerung der Produktivität ein wichtiger Aspekt. Essenziell ist dabei, die Mitarbeitenden mitzunehmen und sie entsprechend zu schulen, damit das Potenzial auch vollumfänglich genutzt werden kann.“
Ein Problem vieler KI-Anwendungen besteht darin, dass es sich bislang um “Insellösungen“ handelt. Nur 41 Prozent gaben in der Umfrage von INTREAL Solutions an, dass sie KI-Anwendungen nutzen und die Daten in anderen Software-Anwendungen weiterverwenden. Der Grund dafür sind fehlende Schnittstellen zu anderen Softwarelösungen. Das geben 59 Prozent der Befragten auch als Herausforderung bei der Implementierung der KI-Lösungen an. Zu der Problematik erklärt Fütterer: „Transparenz ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Wir haben eine Dokumentation über unsere sämtlichen Produkte online gestellt, in der auch alle Daten- und Schnittstellenstrukturen offengelegt werden. Andere Anbieter können ihre Lösungen auf dieser Grundlage so programmieren, dass sie komplett kompatibel mit aedifion sind und man sie in einem digitalen Ökosystem problemlos zueinanderschalten kann. Aus unserer Sicht ist das ein elementares Qualitätsmerkmal eines Dienstleisters, denn ein Softwaresystem ist erst dann ein Softwaresystem, wenn es ohne Zutun eines Dritten über Schnittstellen eingebunden werden kann.“
Als weitere Herausforderung wurden interne Vorbehalte gegen die Zuverlässigkeit der KI-Anwendung (53 Prozent) genannt. Marko Broschinski entgegnet dazu: „Es handelt sich hier um fachspezifische KI-Konfigurationen, die mit technischem Expertenwissen ausgestattet sind und arbeiten, wodurch die Gefahr von Halluzinationen stark reduziert wird. Die KI agiert quasi wie ein spezialisierter Assistent.“ Nino Paulus ergänzt: „KI ist nicht gleich KI, genauso wie jede Immobilie individuell ist. Die KI in den Softwarelösungen für die Branche ist in der Regel nicht mit der generativen KI ChatGPT gleichzusetzen, die sich Informationen aus dem Internet zieht, was zu falschen Ergebnissen führen kann. Wir trainieren unsere KI gezielt mit ausgewählten Daten, können wir „Halluzinationen“ ausschließen und die Fehleranfälligkeit erheblich reduzieren.“