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RICS: Wachstum im Baugewerbe nimmt auf globaler Ebene wieder etwas Fahrt auf

Deutschland: Baustimmungsindex erholt sich leicht, Ausblick für Bautätigkeit von Gewerbeimmobilien steigt

Frankfurt am Main, 21.02.2025
  • RICS veröffentlicht Global Construction Monitor Q4 2024
  • Stimmungsindex für das Baugewerbe steigt von +8 auf +17
  • Aussichten für Gewinnmargen haben sich weltweit etwas verbessert, da Druck auf Materialkosten etwas nachgelassen hat
  • Europa: Marktumfeld in einzelnen Ländern zunehmend uneinheitlich / Spanien verbessert sich deutlich
  • Deutschland: Baustimmungsindex erholt sich leicht und steigt von -17 auf -12
  • Ausblick für Bautätigkeit im Wohnungssektor sinkt hierzulande, Nettosaldo fällt von +18 % auf -11 %
  • Aber: Ausblick für Bautätigkeit von Gewerbeimmobilien steigt von Null auf +15 %

Die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor (GCM) für das vierte Quartal 2024 zeigen, dass die Dynamik zum Jahresende wieder leicht zunimmt und die Arbeitsauslastung in allen Sektoren mehr oder weniger stark ansteigt. Darüber hinaus bleiben die Aussichten für die kommenden 12 Monate in vielen Teilen der Welt allgemein positiv, auch wenn einige Länder weiterhin ein vorsichtigeres Zukunftsbild zeichnen.

Stimmungsindex für Baugewerbe erholt sich nach leichtem Rückgang im dritten Quartal

Auf globaler Ebene verzeichnete der Gesamtindex CSI (Construction Sentiment Index) im vierten Quartal einen Wert von +17, gegenüber +8 in der letzten Erhebung. Dies ist der höchste Wert seit Anfang 2022. Angeführt wird die Verbesserung von Nord- und Südamerika, wo der CSI im vierten Quartal bei +35 lag, was einen bemerkenswerten Anstieg gegenüber dem letzten Wert von +18 bedeutet. Daneben zeigt MEA weiterhin eine starke Gesamtstimmung, die mit dem Feedback der letzten Jahre weitgehend übereinstimmt (der CSI für Q4 lag bei +29). Im Gegensatz dazu bleibt das Bild in Europa insgesamt verhaltender, auch wenn der CSI für das vierte Quartal mit +6 zumindest leicht im positiven Bereich liegt (Q3: +7). Interessanterweise gab es in der APAC-Region im vierten Quartal Anzeichen für eine Erholung, was sich in einem Anstieg des CSI von -2 auf +11 niederschlug.

Eine Aufschlüsselung der Ergebnisse auf Länderebene zeigt, dass die Ergebnisse in China deutlich weniger negativ ausfielen. Obwohl der chinesische CSI im globalen Kontext immer noch relativ schwach ist, ging er von -33 beim letzten Mal auf -13 zurück. Allerdings war diese weniger negative Einschätzung nur auf dem chinesischen Festland zu beobachten, während in Hongkong keine derartige Verbesserung eintrat. In anderen Teilen der APAC-Region weisen Indien, Malaysia, Singapur und Malaysia weiterhin positive CSI-Werte auf.

Auf dem amerikanischen Kontinent verzeichneten die USA im vierten Quartal einen starken Anstieg des CSI-Wertes von +19 auf +40. Quartal. Dies ist auf eine Zunahme der Arbeitsauslastung zurückzuführen, wobei insbesondere die Infrastruktur eine starke Zunahme der Dynamik verzeichnete. Auch die Ergebnisse für Kanada sind über alle Sektoren meist positiv, obwohl sie im Gegensatz zu den USA nicht auf eine gesamte Belebung des Marktes hindeuten.

In MEA gehören Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate im weltweiten Vergleich weiterhin zu den Spitzenreitern, da beide Märkte robuste Gesamtergebnisse liefern. Ebenfalls bemerkenswert in der Region sind die jüngsten Ergebnisse für Südafrika, wo der CSI von +17 im letzten Quartal auf +29 gestiegen ist. Es ist der stärkste Gesamtwert für das Land seit der Einführung der Umfrage im Jahr 2019, angeführt von einem soliden Wachstum in den Kategorien Infrastruktur und Gewerbeimmobilien.

In Europa hat sich die Marktaktivität in Spanien in den letzten Quartalen deutlich belebt, und die jüngsten Ergebnisse zeigen auf eine weitere Beschleunigung im vierten Quartal, wo der CSI von +41 auf +64 stieg. Im Gegensatz dazu meldeten Frankreich und Deutschland negative CSI-Zahlen, wobei sich der CSI in Deutschland gegenüber den Ergebnissen für Q3 von -17 auf -12 verbesserte.

Infrastruktur weiterhin mit den besten Aussichten

Die Befragten rechnen in allen Weltregionen weiterhin mit einem Anstieg der Arbeitsauslastung im Infrastrukturbereich im kommenden Jahr, auch wenn die Erwartungen in den anderen erfassten Sektoren in Teilen der Welt stärker variieren. Dessen ungeachtet wird in allen Sektoren in MEA erneut solide Wachstumserwartungen erwartet, auch wenn die jüngsten Werte nicht mehr ganz so hoch sind wie in den früheren Phasen des Aufschwungs. In Nord-, Mittel- und Südamerika wird für das kommende Jahr eine besonders kräftige Ausweitung der Infrastrukturtätigkeit prognostiziert, die einen Nettosaldo von +58 % aufweist. Diese positive Entwicklung ist vor allem in den USA zu beobachten, wo ein Nettosaldo von +71 % der Befragten einen Anstieg des Arbeitsaufkommens im Infrastrukturbereich erwartet. Gleichzeitig sind die US-Befragten auch optimistischer geworden, was die Aussichten für die Bautätigkeit von Gewerbeimmobilien angeht, so dass der Nettosaldo in diesem Bereich von +35 % im dritten Quartal auf +48 % gestiegen ist.

Am anderen Ende der Skala sind die Erwartungen für den Gewerbeimmobilienbau in Europa nur leicht positiv, wobei in den meisten Ländern für das kommende Jahr ein leichter Anstieg erwartet wird. Im Gegensatz zur allgemeinen Entwicklung sind die Befragten in Frankreich pessimistischer geworden und rechnen nun mit einem Rückgang beim Bau von Gewerbeimmobilien. In der gesamten APAC-Region sind die Aussichten für den Gewerbeimmobilienbau nur leicht positiv, wenngleich dies durch die anhaltende Vorsicht in China gedämpft wird, auch wenn die Stimmung weniger gedrückt ist als zuvor.

Für den privaten Wohnungsbausektor erwartet ein Nettosaldo von +22 % der Befragten sowohl in Europa als auch in der APAC-Region einen Anstieg der Arbeitsauslastung in den nächsten 12 Monaten, wobei die meisten Länder innerhalb dieser Regionen eine positive Einschätzung für den Sektor in den kommenden 12 Monaten abgeben. Es gibt jedoch einige bemerkenswerte Ausnahmen: Frankreich, Deutschland und China gehören zu den wenigen Ländern, in denen ein Rückgang der privaten Wohnungsbauaktivitäten erwartet wird. In Deutschland fällt dementsprechend der Nettosaldo von +18 % auf -11 %.

Finanzielle Engpässe bleiben erheblich

Finanzielle Zwänge waren global erneut der am häufigsten genannte Faktor, der als Hemmnis für die Bautätigkeit genannt wurde. Dieses Thema stand nun in jedem der letzten fünf Quartale ganz oben auf der Liste der Hindernisse. Zudem trugen leicht verschärfte Kreditbedingungen im vierten Quartal nicht zur Entlastung bei: Der Nettosaldo, der die Veränderungen der vergangenen drei Monate erfasst, fiel auf globaler Ebene auf -5 % (im Vergleich zu +2 % im dritten Quartal). Dennoch erwarten per Saldo 19 % der Befragten eine gewisse Lockerung des Kreditumfelds in den kommenden 12 Monaten. Bei der regionalen Betrachtung zeigen sich die Umfrageteilnehmer in Amerika sowie im Nahen Osten und Afrika (MEA) etwas zuversichtlicher in Bezug auf eine Verbesserung der Kreditbedingungen als ihre Pendants in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum (APAC).

Neben den finanziellen Zwängen geben fast 50 % der Befragten weiterhin an, dass sich die Materialkosten negativ auf die Bautätigkeit auswirken. Obwohl dies nach wie vor ein wichtiges Thema ist, hat sich der Anteil derer, die diesen Faktor nennen, in den letzten Quartalen stetig verringert und ist von einem Höchststand von 91 % zu Beginn des Jahres 2022 zurückgegangen. Auch der Fachkräftemangel ist nach wie vor ein weit verbreitetes Problem: 51 % der Befragten weltweit gaben an, dass fehlende qualifizierte Arbeitskräfte die Geschäftstätigkeit behindern, auch wenn dieser Druck nicht mehr ganz so stark ist wie noch 2021/2022. Aus regionaler Sicht ist der Fachkräftemangel in Nord- und Südamerika am akutesten, was damit zusammenhängt, dass die Nachfrage in dieser Region stärker ist als in anderen Teilen der Welt.

Insgesamt erwarten +18 % der Befragten, dass sich die Gewinnspannen der Branche im kommenden Jahr verbessern werden. Die Umfrageteilnehmer, die in MEA und Nord- und Südamerika tätig sind, sind optimistischer bei den Aussichten für die Gewinnspannen mit einem Nettosaldo von +33 % bzw. +35 %. Der Nettosaldo von +2 % in Europa zeigt ein unverändertes Bild der Rentabilität in den kommenden 12 Monaten, während die Aussichten in der gesamten APAC-Region mit +13 % jetzt leicht positiv sind.

Europa: Marktumfeld in einzelnen Ländern zunehmend uneinheitlich

Die Ergebnisse für Europa zeigen ein insgesamt stabiles Gesamtbild, wobei das moderate Wachstum der Arbeitsauslastung im Infrastrukturbereich weitgehend durch stagnierende Entwicklungen im privaten Wohnungsbau und im Gewerbeimmobilienbereich ausgeglichen wird. Auf Länderebene zeigt sich jedoch eine wachsende Divergenz zwischen den verschiedenen Ländern.

Stimmungsindex für das Baugewerbe legt in Spanien zu, verschlechtert sich aber in Frankreich

Auf gesamteuropäischer Ebene verzeichnete der CSI im vierten Quartal einen Wert von +6, eine minimale Veränderung gegenüber dem Wert von +7 im Vorquartal. Damit signalisiert diese Kennzahl weiterhin ein relativ trübes Gesamtbild für das europäische Baugewerbe.

Entgegen dem gesamteuropäischen Trend hat sich der spanische Markt in den letzten Quartalen deutlich verbessert und verzeichnete im vierten Quartal einen CSI-Wert von +64, der sich von einem bereits starken Wert von +41 in der vorherigen Umfrage noch einmal erhöhte. Damit steht das Land bei dieser Kennzahl an der Spitze aller vom Monitor erfassten Länder weltweit. Darüber hinaus verzeichneten Irland und Italien im vierten Quartal deutlich positive CSI-Werte. In beiden Fällen bedeutete dies eine Verbesserung im Vergleich zum Q3-Feedback. Im Gegensatz dazu rutschte der CSI-Wert in Frankreich im vierten Quartal in den negativen Bereich und fiel auf -23 von zuvor +16. Auch in Deutschland ist der CSI mit einem Wert von -12 im letzten Erhebungszeitraum nach wie vor negative, wenn auch etwas weniger negativ als die zuvor verzeichneten -17.

Infrastruktur und privater Wohnungsbau gelten europaweit nach wie vor als die vielversprechendsten Sektoren für Wachstum

Die Ergebnisse auf europäischer Ebene zeigen weiterhin eine Zunahme der Arbeitsauslastung in allen großen Bereichen im kommenden Jahr. Allerdings wurden diese Erwartungen zurückgeschraubt. Immer noch gehen netto +24 % der Befragten von einem Anstieg der Infrastrukturtätigkeit in den nächsten 12 Monaten aus. Auch für den privaten Wohnungsbau wird ein Anstieg des Arbeitsvolumens erwartet, der Nettosaldo liegt hier bei +22 %. Mit einigem Abstand zu diesen Sektoren ist die Zukunftsprognose für den Gewerbeimmobilienbau nur geringfügig positiv (Nettosaldo +10 %).

Auf Länderebene zeigt Spanien in allen Sektoren robuste Erwartungen für das kommende Jahr, wobei sich die Aussichten im vierten Quartal weiter verbessert haben. In Irland, Italien und Großbritannien erwarten die Befragten ein gewisses Wachstum in allen Bereichen, obwohl die Stimmung im Gewerbeimmobilienbereich nur mäßig positiv ist. In Deutschland sind die Erwartungen für den privaten Wohnungsbausektor negativ. Hier sinkt der Nettosaldo deutlich von +18 % auf -11 %. Im Gegensatz dazu steigt der Ausblick für die Bautätigkeit von Gewerbeimmobilien von Null auf +15 %. Und auch im Bereich der Infrastruktur erwarten die deutschen Umfrageteilnehmer eine Zunahme, der Nettosaldo steigt hier von Null auf +9 %. In Frankreich sind die Befragten insgesamt pessimistischer, da die Bautätigkeit sowohl im privaten Wohnungsbau als auch bei Gewerbeimmobilien in den nächsten 12 Monaten zurückgehen dürfte.

Druck auf die Materialkosten verstärkt sich wieder

Der Anteil der Befragten, die die Materialkosten als Hindernis für die Geschäftstätigkeit nennen, ist europaweit wieder von 43 % auf 59 % gestiegen. Auch in Deutschland stieg die Zahl in diesem Bereich von 25 % auf 40 %. Daneben gaben europaweit knapp zwei Drittel der Befragten an, dass sich finanzielle Zwänge sowie Planungs- und Regulierungsvorgaben negativ auf den Markt auswirken. In Deutschland liegen die Werte für finanzielle Zwänge bei 47 % (Q3: 38%) bzw. bei 60 % (Q3: 50 %) für regulatorische Vorgaben. Auch der Fachkräftemangel ist auf dem gesamten Kontinent nach wie vor ein wichtiges Thema, wobei der Zugang zu qualifizierten Fachkräften besonders problematisch ist. Das Bild zeigt sich auch hierzulande, wo ein Anstieg von 44 % auf 53 % zu verzeichnen ist.

Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorsitzende des RICS European World Regional Board (EWRB): „Im vierten Quartal hat sich der globale Construction Index deutlich erholt, stark getrieben von den erhöhten Erwartungen in Nord- und Südamerika, insbesondere im Bereich Infrastruktur. In Europa bleibt das Bild eher verhalten, mit negativen Daten insbesondere in Deutschland und Frankreich, während Spanien klar in den positiven Bereich anzieht. Der Infrastrukturbereich ist und bleibt der Trendgeber bei der erwarteten Arbeitsauslastung, aber auch bei Gewerbeimmobilien wird ein leichter Anstieg berichtet. In einigen Teilen von Europa, aber insbesondere in Deutschland wird eher ein Rückgang bei den privaten Wohnungsbauaktivitäten berichtet. Das zeigt sich insbesondere in den Erwartungen in der 12-Monatsprojektion, die deutlich in den negativen Bereich abfällt. Im Gegensatz dazu zeigt sich eine Erholung bei den Gewerbeimmobilien. Finanzielle Einschränkungen bleiben auf Platz 1 bei den beschränkenden Faktoren, gefolgt von Materialkosten und Fachkräftemangel. Wichtige Impulse und auch Erleichterungen fehlen, um eine verbesserte Dynamik in 2025 auszulösen.“