Berlin: Richtfest für Pilotprojekt „Holz Ziegel Lehm“ in Alt-Britz
Die STADT UND LAND errichtet zwei Gebäude in Ziegel-Lehm- und Holz-Lehm-Bauweise in Alt-Britz, Neukölln, die als „Nachhaltigkeitspiloten“ CO₂-Einsparpotenziale, Low-Tech-Strategien & ressourcenschonendes Bauen erforschen. Ziel ist, kreislaufgerechte & bezahlbare Bauweisen für den Mietwohnungsbau zu entwickeln.
Die STADT UND LAND hob heute im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wissenschaft, darunter Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Alexander Slotty, Staatssekretär für Bauen und Amtschef in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, sowie Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Neukölln den Richtkranz über den Nachhaltigkeits-Piloten in Alt-Britz 107/107A, 12359 Berlin. Die beiden Objekte mit insgesamt 36 Mietwohnungen, davon 18 barrierefrei und 6 gefördert, fügen sich in eine bestehende Wohnsiedlung in Alt-Britz ein. Die fünfgeschossigen Häuser sind in Grundriss und Kubatur identisch, werden jedoch mit unterschiedlichen Baustoffen errichtet, um langfristige Vergleiche zwischen der Ziegel-Lehm-Bauweise und der Holz-Lehm-Bauweise zu ermöglichen.
Während der Entwurfs- und Bauphase sowie der ersten Betriebsjahre werden beide Gebäude wissenschaftlich begleitet, um die ökologischen und ökonomischen Potenziale von nachhaltigen Baustoffen, einer robusten Lowtech-Bauweise und optimierten Grundrissen im Mietwohnungsbau aufzuzeigen. Ziel des Reallabors ist unter anderem zu zeigen, wieviel CO₂ durch Materialien wie Holz, Lehm & Recyclingmaterial eingespart werden kann, während alle Anforderungen an Wärme-, Schall- & Brandschutz eingehalten werden. Nach der Fertigstellung wird ein Monitoring durchgeführt, das Aufenthaltsqualität, Energiebedarf und Umweltwirkungen untersucht. Die Ergebnisse werden mit konventionellen Bauweisen verglichen, um fundierte Erkenntnisse für den Geschosswohnungsbau zu gewinnen. Mit diesem Projekt leistet die STADT UND LAND einen Beitrag zur Entwicklung kreislaufgerechter, technikreduzierter & erschwinglicher Bauweisen. Es zeigt, wie nachhaltige Materialien langfristig im sozialen Wohnungsbau integriert & klimafreundliches Bauen mit niedrigen Betriebskosten ermöglicht werden können.
Das Projekt wird von der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz sowie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert. Es wird von der STADT UND LAND mit der ARGE ZRS Architekten und Bruno Fioretti Marquez umgesetzt und von der TU Braunschweig, der TU Berlin und der Universität Stuttgart wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.
Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt: „Berlin braucht einen Wohnungsbau, der Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet – über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg. Die „Nachhaltigkeitspiloten“ stehen klar im Einklang mit den Zielen des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms 2030 und bieten zukunftsweisende Impulse für den klimaneutralen Neubau.“
Alexander Slotty, Staatssekretär für Bauen: „Das Reallabor der STADT UND LAND zeigt, dass die landeseigenen Unternehmen vorbildliche Innovationstreiber für Berlin sind. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse. Unser Ziel ist klar: Wir wollen bezahlbaren, sicheren und klimagerechten Wohnungsbau. Jede neue Wohnung bedeutet ein neues Zuhause für die Berlinerinnen und Berliner. Das Pilotprojekt zeigt, wie in Zukunft umwelt- und ressourcenschonend und dabei kostengünstiger gebaut werden kann.“
Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Neukölln: „Neukölln steht nicht nur für Vielfalt, sondern auch für innovative Wege und nachhaltige Entwicklungen. Mit diesem Pilotprojekt wird bezahlbares und barrierefreies Wohnen im Heute und gleichzeitig langfristig für die Zukunft gedacht. Insofern begrüße ich diesen Gebäudezuwachs hier im Alt-Britzer Kiez sehr. Und ich freue mich, hier bald neue Neuköllnerinnen und Neuköllner in unserem Bezirk willkommen heißen zu können.“
Natascha Klimek, Geschäftsführerin STADT UND LAND: „Wir bauen am Limit. Die Rohstoffreserven schwinden und die Deponieräume werden knapper, während die Klimaschutzziele ambitioniert sind. Im Bauwesen verursachen die aktuell eingesetzten Baustoffe über 50 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, 52 Prozent des Abfallaufkommens und 90 Prozent des Verbrauchs mineralischer Ressourcen. Ein wesentlicher Ansatz zur Reduzierung dieser Zahlen liegt in gezielten baulichen Maßnahmen. Dieses Projekt leistet einen entscheidenden Beitrag, indem wir durch den Einsatz natürlicher Rohstoffe wie Holz, Ziegel und Lehm in der Gebäudehülle die CO₂-Emissionen um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu konventioneller Bauweise senken.“
Ingo Malter, Geschäftsführer STADT UND LAND: „Dieses Pilotprojekt soll aufzeigen, dass die höheren Anfangsinvestitionen bei ressourcenschonender Bauweise langfristig durch niedrigere Betriebs-, Instandhaltungs- und Rückbaukosten ausgeglichen werden können. Wir hoffen, mit diesem Projekt einen Beitrag zur Entwicklung kreislaufgerechter und technikreduzierter Bauweisen zu leisten und durch die wissenschaftliche Begleitung und Auswertung belegbare Erkenntnisse für den Geschosswohnungsbau zu gewinnen. Bauen muss zukünftig einfacher und schneller werden. Gebäude müssen robuster sowie langlebiger und die Instandsetzungsintervalle verlängert werden. Nachhaltigkeit und Ökonomie müssen sich nicht widersprechen.“
Sabine Djahanschah, Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU): „Intelligente Haustechnikplanung und nachhaltige Materialien wie Holz und Lehm sind ideal für ein gutes Raumklima in Gebäuden. Daraus entsteht ein Win-Win für Umwelt sowie Verbraucherinnen und Verbraucher: Zum einen werden Ressourcen geschont, weil Bauelemente und Baustoffe wie Holz und Lehm gut wieder- oder weiterzuverwenden sind. Zum anderen kann man mit effizienter Klimatechnik natürlich auch Kosten sparen. Mit solchen DBU-geförderten modellhaften Konzepten will die DBU energieeffizientes Bauen und Wohnen schneller voranbringen.“
Prof. Eike Roswag-Klinge, Technische Universität Berlin: „Naturbaustoffe und ihre klimasteuernden Eigenschaften eröffnen Perspektiven für einen sowohl kostengünstigen als auch klimagerechten und gesunden Low-Tech-Wohnungsbau. Schon im Entwurfsprozess konnten durch eine ausführliche Ökobilanzierung erhebliche Einsparpotentiale, wie auch verringerte Treibhausgas-Emissionen im Vergleich mit konventionellen Bauweisen identifiziert werden. Mit der Inbetriebnahme der Gebäude werden wir in eine Monitoring Phase übergehen, um unsere Thesen weiter zu validieren.“
Prof. Piero Bruno, IWE Uni Stuttgart: „Die Holz-Lehm- und Ziegel-Lehm-Bauten zeigen, dass nicht alle Lösungen technisch sein müssen. Sie stellen eine Rückbesinnung auf das Wesentliche dar, in der die Intelligenz des Materials und der Gebäudestruktur zum Ausdruck kommen und gleichzeitig die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft berücksichtigt werden.“