Mieter legen auch im angespannten Wohnungsmarkt Wert auf Nachhaltigkeit

17.12.2024

Steigende Mieten und sinkende Bauaktivitäten setzen Mieter in Deutschland unter Druck. Dass die Situation am Wohnungsmarkt aktuell herausfordernd ist, unterstreicht auch unser Aareal Trendbarometer 2024. Die gute Nachricht: Trotz oder gerade wegen der angespannten Lage am Mietermarkt spielen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Wohnungswahl für viele Mieter eine wichtige Rolle – knapp jeder zweite wäre sogar bereit, für eine passende Wohnung mehr zu zahlen.

Die Preise bei Mietwohnungen kennen seit Jahren nur eine Richtung – aufwärts. Und Besserung ist kaum in Sicht, denn die Fertigstellungsrate von Wohnungen sinkt stetig. Laut Ifo-Konjunkturumfrage im Oktober klagt jedes zweite Wohnungsbau-Unternehmen über zu wenig Aufträge. Mit langfristigen Folgen für den Wohnungsmarkt, denn wo heute nicht gebaut wird, können morgen keine Wohnungen stehen.

Die angespannte Lage am Mietmarkt spiegelt sich auch in der Stimmung der Mieter wider. Eine Befragung unter 5.000 Mietern in Deutschland im Juni 2024 hat gezeigt, dass 83 Prozent der Befragten die steigenden Mietpreise als belastend für das soziale Miteinander empfinden. Hinzu kommen die Herausforderungen durch energetische Sanierungsmaßnahmen. Diese sind zwar einerseits nötig, um CO2-Emissionen zu senken, werden jedoch auch aus Mietersicht das Angebot an bezahlbarem Wohnraum weiter einschränken – eine Befürchtung, die von 70 Prozent der Befragten geteilt wird. Auch ein Wechsel von der Mietwohnung in die eigenen vier Wände ist derzeit für viele keine Option. Die Mehrheit der von uns für das Aareal Trendbarometer 2024 befragten Mieter (56 %) plant derzeit keinen Immobilienkauf.

Nachhaltigkeit versus Bezahlbarkeit: Wie Mieter Prioritäten setzen

Trotz der schwierigen Lage haben Nachhaltigkeitskriterien einer Wohnung für viele Mieter eine hohe Bedeutung. Laut einer aktuellen Umfrage des Portals Immowelt wünschen sich 59,3 Prozent der Mieter, dass ihr Vermieter eine energetische Modernisierung durchführt. Auch wenn vielfach befürchtet wird, dass entsprechende Maßnahmen zu Mieterhöhungen führen, ist damit doch die Hoffnung auf geringere Energieverbrauchskosten verbunden. Es zeigt sich in der Praxis, dass energetische Sanierungen nicht zwangsläufig mit Mieterhöhungen einhergehen müssen. Laut Immowelt-Umfrage musste nur jeder zweite Befragte nach vollzogenen Sanierungsmaßnahmen innerhalb von 12 Monaten eine Mieterhöhung in Kauf nehmen.

Dennoch – die Bereitschaft von Mietern, sich an Sanierungsmaßnahmen zu beteiligen, ist vorhanden, das zeigen die Ergebnisse unseres Trendbarometers. Fast die Hälfte (45 %) wäre bereit, zusätzlich zur aktuellen Miete höhere Kosten für eine energieeffizientere Wohnung zu akzeptieren. Und vier von zehn Mietern signalisierten Bereitschaft, sich finanziell an energetischen Sanierungsmaßnahmen zu beteiligen, sofern Vermieter im Gegenzug stabile Mieten garantieren. Und die Investition lohnt sich, denn generell ist Nachhaltigkeit beim Gebäude ein wichtiges Kriterium bei der Wohnungssuche. Für 50 Prozent der Mieter sind Aspekte wie gut gedämmte Wände und sparsame Heizsysteme das Top Kriterium.

Potenzial für die Wohnungswirtschaft

Die Bereitschaft vieler Mieter zur Mitgestaltung nachhaltiger Wohnräume sollte für Unternehmen ein Anreiz zur Durchführung energetischer Sanierungen sein, da sich hierdurch das unternehmerische Risiko eines solchen Unterfangens reduzieren kann. Die von uns befragten 150 Entscheider der Wohnungswirtschaft sehen darin allerdings bislang nur begrenzt Potenzial. Nur ein Viertel erachtet die Einbeziehung der Mieter in energetische Sanierungsmaßnahmen als effizient. Das könnte mit hohen Verwaltungsaufwänden bei individueller Modernisierung zusammenhängen. Dennoch lohnt es sich, im Hinblick auf Nachhaltigkeit mehr zu tun, denn immerhin ist für 62 Prozent der Befragten Nachhaltigkeit ein wesentlicher Aspekt, wenn es um die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens geht.

Mieter und Vermieter können ihren Beitrag leisten und selbst aktiv werden. Allerdings ist vor allem auch die Politik gefragt, hier mit gezielten Förderungsmaßnahmen sowie Deregulierung zu unterstützen. Besonders die Beschleunigung von Plan- und Genehmigungsverfahren (86 %), geringere Baukosten (98 %) und geringere Baustandards (69 %) werden von wohnungswirtschaftlichen Entscheidern als effektive Hebel angesehen. Mit dem Bau-Turbo wurden im letzten Jahr schon Bemühungen angestoßen. Bleibt zu hoffen, dass die Politik hier bald noch aktiver wird. Die wichtigsten Ergebnisse kompakt zusammengefasst finden Sie im Aareal Trendbarometer 2024.