Bereit für die E-Mobilität: So integrieren Sie Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern und Bürogebäuden

15.05.2024

Obwohl öffentliche Ladeinfrastruktur und Ladepunkte eine wichtige Rolle bei der Akzeptanz und Alltagstauglichkeit der Elektromobilität spielen, zeigen Studien, dass der Großteil des Ladens sowohl jetzt als auch in Zukunft im privaten Bereich stattfindet – sei es am am eigenen Stellplatz am Wohnort oder beim Arbeitgeber. Handlungsbedarf besteht daher bei den circa 3,5 Millionen Mehrfamilienhäusern und auch bei circa zwei Millionen relevanten Nichtwohngebäuden, wie Bürogebäuden oder Parkhäusern.

Immobilieneigentümer, die bereits jetzt zukunftsfähige Ladeinfrastruktur einbauen, können damit die Attraktivität ihrer Immobilie steigern und auch wichtige ESG-Kriterien erfüllen, die einen großen Einfluss auf den langfristigen Wert haben. Bei der Integration der Ladeinfrastruktur sollten Akteure der Immobilienwirtschaft vor allem Aspekte der Zukunftsfähigkeit, der Kosteneffizienz, des Betriebs sowie gesetzliche und technische Vorgaben im Blick behalten, um langfristigen Nutzen und eine reibungslose Implementierung zu gewährleisten.

 

1. Für den Bedarf von Morgen vorbereitet sein

Um sicherzustellen, dass zum jetzigen Zeitpunkt und auch in der Zukunft genug Lademöglichkeiten in der Immobilie vorhanden sind, ist es wichtig, von Anfang an genau zu planen. Ein smartes Konzept für das Laden von Elektroautos sollte nicht nur den heutigen Bedarf berücksichtigen, sondern auch für die Zukunft tauglich sein. Möglich wird dies zum Beispiel durch das Konzept einer Wallbox-Vorbereitung. Dabei werden die Stellplätze zunächst elektrisch erschlossen und mit einer Wallbox-Vorbereitung ausgestattet. So können Ausbaustufen für die Infrastruktur schrittweise umgesetzt werden. Erst wenn tatsächlich der Bedarf entsteht ein Elektroauto zu laden, schließen Mieterinnen und Mieter ein Wallbox-Abo ab und durch ein einfaches Klicksystem wird die tatsächliche Ladeeinheit ohne erneute Bauarbeiten ergänzt.
Nur wenn das Ladekonzept von Beginn an auf den gesamten Parkraum ausgelegt ist, können Engpässe vermieden, zukünftige Kosten für eine Erweiterung der Installation eingespart und die vorhandene Lösung flexibel an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden.

 

2. Kosteneffizienz bei der Installatio

Die Installation von Ladeinfrastruktur kann mit beträchtlichen Kosten verbunden sein. Die Frage der Wirtschaftlichkeit der Investitionen ist für Immobilienbesitzer daher entscheidend. Hier kann eine standardisierte Ladelösung von Nutzen sein. Durch die Wahl einer standardisierten Ladelösung ist die Ladeinfrastruktur nicht nur schnell aufgebaut, sondern außerdem deutlich kostengünstiger. Mithilfe eines Wallbox-Abos für die Mieterinnen und Mieter können die Investitionskosten für Immobilieneigentümer noch weiter verringert werden, da dadurch keine Investition in den Kauf der Ladestationen erforderlich ist. Zudem wurde mit der “Modernisierungsumlage” (§ 555b ff. BGB) eine gesetzliche Grundlage geschaffen, mit der Investitionen in Ladeinfrastruktur refinanziert werden können. Vermieter haben demnach die Möglichkeit, eine Modernisierungsmieterhöhung umzusetzen, wenn Ladeinfrastruktur errichtet wurde. Dabei werden die Modernisierungskosten auf die Jahresmiete umgelegt, wobei eine Mieterhöhung von bis zu 8 Prozent erlaubt ist. So können die Immobilien zukunftsfähig und wertsteigernd mit Ladeinfrastruktur ausgestattet werden. Eine Refinanzierung wird somit nach 12,5 Jahren erreicht.

 

3. Technische Anforderungen beachten

Nicht bei allen Mehrfamilienhäusern und Bürogebäuden wurde die Installation von Ladeinfrastruktur bereits beim Bau mitgedacht. Aber auch für bestehende Gebäude kann ein auf Ladeinfrastruktur in Immobilien spezialisiertes Unternehmen entsprechende Ladelösungen für Elektromobilisten bereitstellen. Die benötigte Leistung kann in den meisten Fällen durch den Einsatz eines dynamischen Lastmanagements zur Verfügung gestellt werden. Das System misst in Echtzeit den tatsächlichen Leistungsbedarf des Gebäudes und passt die maximal nutzbare Leistung für Elektroautos dynamisch an. Dadurch kann beispielsweise während der Nacht, wenn der Stromverbrauch des Gebäudes typischerweise niedrig ist, aber viele Elektrofahrzeuge geparkt sind und laden wollen, die verfügbare Leistung effizient genutzt werden. Nur in Ausnahmefällen muss der Hausanschluss erweitert oder gar ein neuer errichtet werden.

 

4. GEIG zum eigenen Vorteil weiterdenken

Das GEIG (Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz) spielt eine bedeutende Rolle für die Immobilienbranche, indem es den Ausbau von Ladeinfrastruktur in Immobilien vorantreibt. In Neubauten sowie bei Renovierungen, die den Parkplatz oder die elektrische Infrastruktur umfassen, müssen bei Wohngebäuden, die mehr als fünf Stellplätze haben, mindestens Leerrohre für die Verkabelung von Ladestationen an jedem Stellplatz vorbereitet werden. Bei Nichtwohngebäuden, die über mehr als sechs Stellplätze verfügen, muss jeder dritte Stellplatz mit der Leitungsinfrastruktur für Elektromobilität ausgestattet werden und zusätzlich mindestens ein Ladepunkt errichtet werden.
Es ist jedoch ratsam, direkt einen Schritt weiter zu denken. Bei Immobilien, die oft eine Lebensdauer von 100 Jahren oder mehr haben, ist es sinnvoll, auch den Hausanschluss von Anfang an auf den langfristigen Bedarf für das Laden von Elektroautos auszulegen. Durch die direkte Installation einer skalierbaren Ladeinfrastruktur, die mit dem Bedarf der Nutzerinnen und Nutzer wächst, werden die aktuellen Richtlinien des GEIG eingehalten. Zudem fallen erneute Bauarbeiten und Investitionen weg, die bei einem Nachrüsten der Ladeinfrastruktur zu einem späteren Zeitpunkt auf die Immobilienbesitzer zukommen würden.

Weitere Vorteile für Akteure der Immobilienwirtschaft finden sich in der Verbesserung der ESG-Zertifizierung, die wiederum zu einer höheren Attraktivität in der Vermarktung beiträgt.

5. Reibungslosen Betrieb sicherstellen

Wurde Ladeinfrastruktur für Elektroautos errichtet, muss der reibungslose Betrieb der Anlage sichergestellt werden. Dies umfasst unter anderem die Abrechnung des Stromverbrauchs, Wartung und Reparaturen sowie den technischen Support für die Nutzerinnen und Nutzer. Die Verwaltung und der Betrieb von Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern oder Bürogebäuden erfordern eine effiziente Organisation und Ressourcenallokation. Es empfiehlt sich daher die Zusammenarbeit mit einem auf Ladeinfrastruktur in Immobilien spezialisierten Full-Service-Anbieter, der alle Aufgaben von Planung bis Betrieb der Ladeinfrastruktur übernimmt und Immobilienbesitzer zu 100 Prozent entlastet.

 

Vom Aufbau zukunftsfähiger Ladeinfrastruktur profitieren

Die Elektromobilität ist ein zentraler Bestandteil der Bemühungen, die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor zu reduzieren. Damit Elektromobilität praktisch und alltagstauglich ist, braucht es eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur. Der Aufbau von Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern und Bürogebäuden ist damit nicht nur eine Antwort auf die steigende Nachfrage nach Elektromobilität, sondern bietet auch zahlreiche Vorteile für Immobilienbesitzer. Neben der erhöhten Attraktivität der Immobilien für potenzielle Mieterinnen und Investoren, verbessert die Integration von Ladeinfrastruktur auch das ESG-Rating und hilft dabei, den Wert der Immobilie langfristig zu steigern.

Über den Autor:

Christian Arians ist Co-Gründer und Technischer Leiter bei HEIMLADEN. Als Experte für Ladeinfrastruktur in Immobilien ist er verantwortlich für die Umsetzung, den Betrieb und den Service der Ladeinfrastruktur-Anlagen.