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Bei Büroentwicklungen sollte architektonisch der Büronutzer im Fokus stehen

Neu, hip, auffällig: Konzepte moderner Bürogebäude drücken Mietern ihren Stempel auf. Dabei könnte Zurückhaltung nicht schaden – und Mieter ins Rampenlicht rücken, meint Design-Expertin Dina Andersen.

München, 22.10.2024
Weisses Quartier – Rotunde Während die zeitlose Architektur des Weissen Quartiers viel Licht ins Innere lässt, dient die Farbe Weiß Mietern als Leinwand.

Luftige Loft-Büros, Altbau-Charme, Industrial-Style und bunte Fassaden – in der Büroarchitektur der Post-Corona-Zeit gilt bei Projektentwicklungen vor allem: je einzigartiger Konzept und Architektur, umso eher sollen die Mieter kommen. Gebäude und Standort werden zum identitätsstiftenden Faktor, zur Marke. Das rückt die eigentlichen Arbeitgebermarken – die Büromieter – in den Hintergrund, findet Corporate Design-Expertin Dina Andersen. Für sie darf es auch gern etwas mehr Zurückhaltung sein, um Unternehmen damit den nötigen Entfaltungsraum zu geben. Das Weisse Quartier im Münchener Osten ist für Andersen zu genau dieser Spielwiese geworden. „Obersendling, Solln, Giesing: Die typische Siemens-Architektur in Weiß aus der School of Richard Meier zieht sich wie ein roter Faden durch München. Das Weisse Quartier zeigt heute auf elegante Art, wie sich das Büro in eine weiße Leinwand verwandeln lässt, die Mitarbeitern einen Ort der Entfaltung bietet“, sagt Dina Andersen. Die mehrfach ausgezeichnete Innenarchitektin ist aktuell im Auftrag der Joint-Venture-Partner Allgemeine SÜDBODEN und ESR Europe für die bislang größte Bürorevitalisierung Münchens tätig.

Zwischen Club-Atmosphäre und konzentrierter Arbeit: die richtige Balance macht‘s

Während die Farbgebung des Weissen Quartiers die Umgebung und die Arbeitswelt im Inneren ruhig hält, kreieren hohe Decken im Innenraum ausreichend Platz, um die Gedanken atmen zu lassen. Das Besondere verbirgt sich im Inneren des Quartiers: Dort hat Dina Andersen ein Conference-Center, den ‚Mindgarden‘ und eine Gemeinschaftsdachterrasse, den ‚Skygarden‘, geschaffen. Das innenarchitektonische Konzept setzt Akzente an den richtigen Orten. Im Mindgarden etwa wartet eine bunte, lebendige Atmosphäre mit leuchtenden Tönen und Biophilic Design auf und versetzt den Mitarbeiter in einen Modus der Wachsamkeit. Im Skygarden dagegen liegt der Fokus auf Wellbeing und Activity-based Working: die Dachterrasse soll auch dazu dienen, Calls mit ein paar Schritten an der frischen Luft zu verbinden. „Viele Unternehmen versuchen, alle Funktionen in ihre eigenen Flächen zu integrieren, die dadurch zu unruhig werden. Wenn dann noch Arbeitsplatz-Schablonen angelegt werden, um Open-Space-Büroräume zu planen, ist das Fiasko programmiert. Viele dieser Flächen werden nicht angenommen, da sie an den Bedürfnissen der Mitarbeiter vorbeigehen. Das Weisse Quartier externalisiert diese Wünsche nach Club-Atmosphäre in den Gemeinschaftsflächen. Als Marketing-Flächen schaffen sie ein einzigartiges Erlebnis“, sagt Andersen.

Die Belebung eines architektonischen Ruhepols

Während sich die Fassade der vier Gebäudekörper im Weissen Quartier zurücknimmt und einen ruhenden Rahmen bildet, findet auf den Außenflächen Leben statt. Dafür hat Andersen eine Barista-Bar konzipiert, die das quartierseigene Restaurant und die begrünten, mit Holzmöbeln ausgestatteten Außenbereiche ergänzt. Ganzjährig blühende Pflanzen, die unterschiedliche Situationen und Farben hervorrufen, schaffen zur Architektur kontrastierende Orte der Begegnung. „Uns war es von Anfang an wichtig, die Balance zwischen Club-Atmosphäre und Begegnungsräumen, wegen derer die Mitarbeiter ins Büro kommen, und ruhigen Arbeitswelten zu wahren. Dadurch bietet das Weisse Quartier ideale Bedingungen für kreative Entfaltung und konzentrierte Arbeit. Gleichzeitig nimmt sich das Gebäude sehr zurück und überlässt die Bühne dem Unternehmen“, erklärt Thomas D. Sterk, Leiter Vermietung der Allgemeinen SÜDBODEN, Investor und Entwickler des Weissen Quartiers.