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Einzelhandelsvermietung liefert bestes Quartal seit fünf Jahren ab

Großanmietungen mit mehr als 1.000 m² steuern die Hälfte des Flächenumsatzes bei

Frankfurt am Main, 17.07.2024

Der Einzelhandelsvermietungsmarkt ist im zweiten Quartal 2024 aus seinem gewohnten Flächenumsatz-Korridor ausgebrochen: Mit 136.600 m² erzielte der Markt das beste Ergebnis eines einzelnen Quartals in den vergangenen fünf Jahren. Von zwei Ausnahmen abgesehen hatte der Markt in den vergangenen Jahren immer konstant zwischen 100.000 m² und 110.000 m² je Quartal erzielt. Für das erste Halbjahr 2024 wurden insgesamt 245.800 m² verbucht, was ein Plus von 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist, als 213.000 m² neu vermietet wurden. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 459 neue Verträge abgeschlossen, davon 204 in den zehn größten Märkten.

Aniko Korsos, Head of Retail Leasing JLL Germany: „Händler haben die Chance genutzt, dass auch große Flächen auf dem Markt verfügbar waren. Mit 143.000 m² entfiel rund die Hälfte des Vermietungsumsatzes zum Halbjahr auf das Segment größer als 1.000 m². Darüber hinaus beobachten wir, dass alle Größenklassen nachgefragt sind – je nach Konzept und Lage.“ Blickt man auf die Anzahl der Anmietungen, waren sechs Prozent der neu abgeschlossenen Mietverträge größer als 2.000 m², zehn Prozent zwischen 1.000 m² und 2.000 m². Gut die Hälfte war laut der JLL-Analyse kleiner als 250 m².

Internationale Konzepte betreten in Berlin, München und Köln den deutschen Markt

Weiterhin drängen internationale Konzepte auf den deutschen Markt. Allein in den Toplagen der zehn größten Metropolen lag ihr Anteil im zweiten Quartal bei 56 Prozent. Im vergangenen Jahr war der Anteil zeitweise auf 42 Prozent gesunken. Darunter gab es auch Premieren: Zum Beispiel eröffnete die kanadische Outdoormarke Arc’Teryx ihre ersten eigenen Brand Stores in Berlin Mitte und München. Cabaïa, eine französische Marke für nachhaltige und hochwertige Taschen und Rucksäcke, wählte Köln für ihren Markteintritt in Deutschland. Und schließlich betrat Dondup, eine italienische Denim-Kultmarke, mit einer Filiale in München den deutschen Markt.

Nachdem der Fokus zuletzt eindeutig auf den Metropolen lag, expandieren Händler nun wieder in die starken Klein- und Mittelstädte. So ging der Anteil der zehn größten Städte am Flächenumsatz im ersten Halbjahr auf 39 Prozent zurück – im Vorjahr waren es noch rund 50 Prozent. „Mittelstädte in kaufkraftstarken Regionen wie Mannheim, Freiburg und Münster sind bei Händlern gefragte Destinationen“, analysiert Aniko Korsos.

Hamburg rutscht ohne den Überseequartier-Effekt wieder auf Platz drei

Im Städtevergleich ist die Hauptstadt Berlin zurück an der Spitze. Ein Flächenumsatz von 20.000 m² reicht im ersten Halbjahr für Rang eins, doch bleibt das Ergebnis mit rund einem Drittel weniger Vermietungsumsatz hinter dem ersten Halbjahr 2023 zurück. Platz zwei belegt München mit 14.000 m², was über dem dortigen Fünfjahresschnitt liegt. Dahinter rangiert Hamburg mit 13.600 m². Das liegt zwar deutlich unter dem Vorjahr, doch hatten damals die Anmietungen im neu entwickelten Westfield Überseequartier der Hansestadt außergewöhnlich viel Rückenwind gegeben.

Im Mittelfeld sind Düsseldorf, Leipzig und Hannover ebenfalls gut ins Vermietungsjahr 2024 gestartet. Insbesondere Leipzig konnte mit fünf großflächigen Anmietungen sein Vorjahresergebnis stark verbessern und liegt aktuell bei 13.200 m².

Quelle: JLL

Auf den hinteren Rängen finden sich Frankfurt, Köln, Stuttgart und Nürnberg, die bislang etwas hinter den Erwartungen zurückblieben. „Hier ist die Nachfrage zwar weiterhin gut, jedoch sind optimal zugeschnittene Flächen in den Wunschlagen der Konzepte nicht immer verfügbar. Statt Kompromisse einzugehen, nehmen Händler dann auch eine gewisse Wartezeit in Kauf“, sagt Korsos.

In der Branchenanalyse geht der Anteil des Textilhandels zwar auf 39 Prozent zurück, dominiert aber immer noch mit deutlichem Abstand vor Gastronomie/Food mit 18 Prozent. Besonders aktiv zeigten sich Bekleidungshäuser sowie Young-Fashion-Anbieter, die mehr als 80 Prozent des Flächenumsatzes in der Textilbranche beisteuern. Vor allem Bershka und Pull & Bear mit zusammen acht Anmietungen sowie Only und Only & Sons mit ebenfalls acht neuen Filialen expandieren. Bei den Bekleidungshäusern ist C&A mit vier Anmietungen führend.

Quelle: JLL

Im Bereich Gastronomie/Food waren vor allem Lebensmittelanbieter und Systemgastronomen sichtbar. Rund die Hälfte der Mietvertragsabschlüsse geht auf sie zurück. Neben dem Discounter Netto war Go Asia mit fünf neuen Flächen im Markt besonders agil. In der Systemgastronomie erweiterten vor allem L‘Osteria und Burgermeister ihr Filialnetz.

Gesundheit/Beauty bestätigt mit sechs Prozent Anteil seinen angestammten dritten Rang – liegt aber nur noch knapp vor Sport/Outdoor. Der Flächenumsatz des Gesundheit/Beauty-Segments hat sich in den vergangenen fünf Jahren allerdings halbiert. Insbesondere die Anmietungsaktivitäten der Drogeriemarktketten sanken von 33.200 m² im Jahr 2019 auf 3.390 m² im abgelaufenen Jahr. „Offenbar hat die Branche ihre Expansionsziele im Bereich Innenstadt/1a-Lage und damit eine gewisse Marktsättigung erreicht“, sagt Korsos.

Quelle: JLL

Spitzenmieten sind in den Metropolen stabil, während sie in den Mittelstädten leicht sinken

Die Spitzenmieten für die zehn Metropolen zeigen kaum Bewegung. Einzige Ausnahme ist Nürnberg, wo die Miete um vier Prozent auf 130 Euro im Monat sank. Die Prognose für das dritte Quartal geht ebenfalls von konstanten Werten aus. Im deutschlandweiten Durchschnitt sanken die Spitzenmieten im gleichen Zeitraum um ein Prozent, wobei die Städte mit einer Einwohnerzahl von 100.000 bis 250.000 mit 1,5 Prozent am meisten nachgaben.