Wohnen | Studien

Erwartungen von Bewohnern an Städte werden nur unzureichend erfüllt

Wichtigste Faktoren sind Sicherheit und bezahlbarer Wohnraum

10.03.2025

Städte spielen mit ihren lebendigen, urbanen Räumen eine entscheidende Rolle als Treffpunkte und Aufenthaltsorte für ihre Bewohner und Besucher. Insbesondere die Einkaufs- und Arbeitsmöglichkeiten, Gastronomie-, Freizeit- und Kulturangebote sowie die soziale Infrastruktur tragen entscheidend zum Wohlbefinden der Menschen in den Metropolregionen bei. Ob und wie Bewohner Städte, Quartiere und Lagen annehmen, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Zwar sind laut JLL-Report „Cityscape Experience Catalysts“ rund 88 Prozent der weltweit befragten Menschen mit der Stadt, in der sie leben, zufrieden. Der Blick auf die Details offenbart aber, dass kleine Verbesserungen die Zufriedenheit und das Konsumverhalten weiter verbessern und die Bindung an die Stadt verstärken können. 35 Prozent der im Mai 2024 Befragten wollen wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich innerhalb der nächsten fünf Jahre umziehen. Noch höher ist der Wert mit 46 Prozent bei der Gen Z (18 bis 25 Jahre alt) und den Millennials (26 bis 40 Jahre alt). Sowohl Städte, denen Abwanderung droht, als auch jene, die Talente anziehen wollen, sollten die Erwartungen ihrer Bewohner daher berücksichtigen. Von den 14 entscheidenden Kriterien erfüllen Städte in Deutschland zurzeit allerdings lediglich zehn in ausreichendem Maße.

Die wichtigste Voraussetzung für die 305 in Deutschland Befragten ist die Sicherheit: Auf einer Skala von null bis zehn weisen sie dem Faktor eine Bedeutung von 8,6 und damit den im Vergleich höchsten Stellenwert zu. Tatsächlich wird der Status quo der Sicherheit aber nur mit 7,2 bewertet. Zweitwichtigster Faktor mit 8,5 Punkten ist bezahlbares Wohnen, doch hier fällt die Zufriedenheit mit 4,9 noch erheblich geringer aus. Kein anderes Kriterium wurde so niedrig bewertet. Die Möglichkeit, einen dauerhaften Lebensmittelpunkt zu finden (Bedeutung 8,4; Zufriedenheit 7,5) und die Umweltqualität (Bedeutung 8,1; Zufriedenheit 7,0) schafften es ebenfalls unter die besonders wichtigen Aspekte.

Neben der Unzufriedenheit mit bezahlbarem Wohnraum kritisieren die Befragten einen Mangel an lokalem Identitätsgefühl. Dem Faktor attestieren sie lediglich eine Zufriedenheit von 6,3 bei einer Bedeutung von 6,9.

Ebenfalls relativ gering ist die Zufriedenheit mit der Nähe zum Arbeitsplatz und Gemeinschaftseinrichtungen mit jeweils 6,5 Punkten. Allerdings werden die Erwartungen der Befragten übertroffen: Der Bedeutungswert der Arbeitsplatznähe liegt bei 6,2 und jener der Gemeinschaftseinrichtungen bei 4,8, was dem niedrigsten Wert entspricht. Ebenfalls geringer ist die Bedeutung der Fahrradinfrastruktur (6,0) im Vergleich zur Zufriedenheit (7,4).

„Die Zufriedenheit mit der eigenen Stadt und den Gegebenheiten vor Ort hat einen entscheidenden Einfluss auf den sozialen Zusammenhalt, die gemeinsame Kultur, die Sicherheit und auf das Gefühl der Verbundenheit“, sagt Dr. Markus Trost, Executive Director Urban Developments & Strategic Real Estate Projects Work Dynamics DACH sowie Niederlassungsleiter JLL München und Nürnberg. „Kommunen, Entwickler und Vermieter müssen aber stärker die Attraktivität der gebauten Umgebung in den Fokus rücken und ein ausreichendes Angebot für verschiedene Bedürfnisse und Vorlieben ermöglichen.“ Wie unterschiedlich die Bedürfnisse sein können, zeigt sich unter anderem an der Präferenz des Wohnorts: Von den weltweit Befragten wünschen sich 56 Prozent einen ruhigen Ort, 44 Prozent bevorzugen geschäftiges Treiben.

Auch Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe wirken sich positiv auf das Wohlbefinden aus. Gastronomische Angebote nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein, insbesondere Cafés. 33 Prozent der weltweit Befragten besuchen wöchentlich Cafés, weitere 31 Prozent monatlich. 88 Prozent nennen den Zugang zu Grünflächen als Priorität bei der Wahl ihres Wohnorts, denn zusätzlich zu ihrem Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas und der Auflockerung der bebauten Umgebung, eignen sie sich als Ort der Zusammenkunft und schaffen Zugehörigkeit.

„Die Rolle von Daten steht bei modernen Ansätzen für das Verständnis menschlicher Bedürfnisse immer stärker im Zentrum“, sagt Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany. „Ein datengestützter Ansatz sowie das Verständnis von Motivation und Erwartungen der Konsumenten haben einen signifikanten Einfluss auf Standortentscheidungen für Immobilien. Städte und Quartiersentwicklungen, bei denen das menschliche Erlebnis und die soziale Verbindung im Mittelpunkt der Gestaltungsstrategien stehen, bieten Möglichkeiten, die Wertschöpfung in Bezug auf Frequenzen, Verbraucherzufriedenheit und -ausgaben sowie zukunftssichere Investitionen zu steigern. Dabei gibt es keinen allgemeingültigen Ansatz, es geht vielmehr darum, die lokalen Prioritäten umzusetzen.“