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Fachkräftemangel steigert Nachfrage nach urbanen Bürostandorten

06.03.2025

Nach Analysen von DIP-Partner Aengevelt Immobilien steigen angesichts der demographischen Entwicklung, die auch zu einem weiter verschärfenden Fachkräftemangel führt, die Anforderungen an die Lagequalitäten von Büroimmobilien deutlich. In Zukunft werden insbesondere die Erreichbarkeit per ÖPNV, PKW und Fahrrad sowie ein urbanes Umfeld mit Einkaufs-, Dienstleistungs- und Gastronomieangeboten zu kritischen Faktoren werden, um qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten.

Nach Projektionen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wird das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland aufgrund der demographischen Entwicklung bis zum Jahr 2060 um 11,7 % von 45,7 Millionen auf 40,4 Millionen schrumpfen. Dabei sind anhaltende Zuwanderungen ebenso berücksichtigt wie auch eine weiter steigende Frauenerwerbsquote und ein späteres Eintreten in den Ruhestand. Der Fachkräftemangel, der daraus resultiert, ist bereits heute relevant. Für die Personalrekrutierung und die Personalbindung ergibt sich daraus, dass sich die Balance zwischen Mitarbeitern bzw. Bewerbern sowie Arbeitgebern verschiebt und Arbeitgeber noch größere Anstrengungen unternehmen müssen, um qualifizierte und leistungsfähige Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.

Standortqualitäten des Arbeitsplatzes rücken zunehmend in den Fokus.

Dabei rückt neben klassischen Faktoren wie Vergütung, Arbeitsbedingungen und Aufstiegsmöglichkeiten zunehmend der Standort des Arbeitsplatzes in den Fokus. Nach einer Befragung des Fraunhofer-Instituts IAO von Büroangestellten im Auftrag von Momeni und Union Investment würden 24 % ihren Arbeitgeber wechseln, wenn sie dadurch einen Arbeitsplatz in einer attraktiveren Lage erhalten könnten. Als besonders begehrt erweisen sich Trendviertel, in denen derzeit allerdings nur eine verschwindende Minderheit von 5 % der wechselwilligen Arbeitnehmer arbeitet.

Ist schon fast ein Viertel der Beschäftigten bereit, den Arbeitgeber zu wechseln, wenn sich ein besser gelegener Arbeitsplatz findet, so spielt der Bürostandort bei der Entscheidung, bei welchem Arbeitgeber man anfängt, eine umso bedeutsamere Rolle.

Im Einzelnen werden folgende Standortmerkmale als besonders attraktiv empfunden:

1.    Nähe zum eigenen Wohnort (93 %) – dies wird eher als ein „tolles Extra“ gewertet, aber nicht unbedingt als Pflicht angesehen.
2.    Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln (92 %) – dies stellt eindeutig ein Pflichtmerkmal dar.
3.    Eigene, sichere Fahrradstellplätze im oder am Haus (83 %) – auch das gehört zur Pflicht.
4.    Gute Infrastruktur, um das Büro mit dem Fahrrad oder E-Scooter zu erreichen (82 %) – auch Pflicht.
5.    Abwechslungsreiches gastronomisches Angebot (82 %) – wird eher als Kür angesehen.
6.    Leistungsfähige Infrastruktur, um das Büro mit dem Fernverkehr der DB zu erreichen (75 %) – bei den meisten Beschäftigten eher Kür, bei den Fernpendlern aber Pflicht.
7.    Fußläufige Nähe zu Dienstleistungsangeboten (72 %) – eher Kür.
8.    Fußläufige Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf und Shopping (72 %) – eher Kür.
9.    Parkmöglichkeiten für Kfz im und am Haus (65 %) – eher Pflicht.
10.    E-Lademöglichkeiten für Kfz im oder am Haus (65 %) – bislang noch eher Kür.
11.    Gute Infrastruktur, um das Büro mit dem Kfz zu erreichen (63 %) – eher Pflicht.

Nicht ganz so zentral, indessen immer noch bedeutsam ist die Nähe zu Ärzten und Gesundheitsdienstleistungen (52 %), zu Erholungsmöglichkeiten (49 %), zu Fitness- und Wellnessangeboten (43 %), zu kulturellen Angeboten (42 %), zu Afterwork-Möglichkeiten (36 %) und zu KITAs (36 %).

Integrierte Quartiersentwicklungen im Vorteil.

Angesichts von Mobilitätswende und CO2-Abgabe wird insbesondere die Erreichbarkeit zum kritischen Faktor, wobei aus den Zahlen deutlich wird, dass sich die Mitarbeiter die Optionen freihalten wollen, mit dem PKW, dem Fahrrad oder dem ÖPNV zur Arbeitsstelle zu fahren. Die urbane Einbindung mit Gastronomie, Dienstleistungen und Einzelhandel im Umfeld des Bürostandorts stellt ein willkommenes Extra dar, das im Zweifel für die Wahl des Arbeitgebers ausschlaggebend sein kann.

Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter von Aengevelt Immobilien: „Zukunftsfähige Bürostandorte zeichnen sich durch eine attraktive urbane Nutzungsmischung von Gewerbe, Wohnen, Gastronomie und Handel sowie durch hervorragende Erreichbarkeit per ÖPNV, PKW und Fahrrad aus. Das spricht für integrierte Quartiersentwicklungen, gleich, ob durch Restrukturierung ehemaliger Industriestandorte oder durch qualitätvollen Neubau. Büroimmobilien in peripheren Lagen ohne urbane Anbindung können dagegen mit abnehmender Akzeptanz in Schwierigkeiten kommen.“