Geschlossene Fonds: Nachfrage 2024 erneut gesunken
Die Emissionsaktivitäten der Initiatoren geschlossener Fonds sind gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel gestiegen und kratzen an der Milliarden-Euro-Schwelle. Gleichzeitig investierten die Anleger jedoch 16% weniger Kapital in die Produkte als 2023.
Die europäische Ratingagentur Scope hat untersucht, wie sich der Markt für geschlossene alternative Investmentfonds (AIF) für Privatanleger im vergangenen Jahr entwickelt hat. Ausgewertet wurden sowohl die Emissionszahlen 2024 (Neuangebot) als auch die Zahlen zum platzierten Eigenkapital.
Emissionszahlen 2024 – Anstieg um 34%
Die Emissionszahlen waren 2024 deutlich höher als 2023. Das prospektierte Angebotsvolumen lag bei 962 Mio. Euro nach 720 Mio. Euro im Jahr zuvor. Hauptverantwortlich für den starken Anstieg sind sechs großvolumige Fonds mit einem prospektierten Eigenkapital von jeweils mehr als 50 Mio. Euro. Sie machen zusammen 59% des Neuangebots aus.
Insgesamt wurden 20 Publikums-AIF von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zum Vertrieb zugelassen – zwei mehr als 2023.
Bei den Assetklassen hat das Segment Private Equity erstmals den Immobilien den Rang abgelaufen: Sieben Fonds mit diesem Fokus vereinen mit einem prospektierten Eigenkapital von 510 Mio. Euro mehr als die Hälfte des Neuangebotes 2024 auf sich. Elf Immobilienfonds stellen weitere 40% des Volumens.
Platzierungszahlen 2024 – Rückgang um 16%
Im vergangenen Jahr investierten Anleger so wenig Geld in geschlossene Fonds wie seit 2014 nicht. Das platzierte Eigenkapital lag bei 572 Mio. Euro. Im Jahr zuvor hatten die Fonds 683 Mio. Euro eingesammelt.
Hauptgrund für den weiteren Rückgang des Platzierungsvolumens ist die anhaltende Zurückhaltung von privaten Anlegern aufgrund der relativ hohen Attraktivität festverzinslicher Anlageformen. Dazu kommt die schwierige Situation an den Immobilienmärkten, die dieses bisher dominierende Segment schwächt. Auch negative Meldungen zu Insolvenzen trugen zur Verunsicherung der Anleger bei.
Allerdings sind geschlossene Publikums-AIF – anders als offene Immobilienfonds – durch ihre geschlossene Struktur aktuell nicht dem Verkaufsdruck seitens der Anleger ausgesetzt, was von Vorteil ist.
Wie bei den Neuemissionen ist auch bei den Platzierungszahlen der Trend in Richtung Private Equity zu erkennen. Zwar dominiert 2024 die Assetklasse Immobilien mit einem platzierten Eigenkapital von 348 Mio. Euro (61%) noch immer. Doch der Anteil von Private Equity (2024: 181 Mio. Euro) ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen: von 20% im Jahr 2020 auf 32% im Jahr 2024. Gleichzeitig reduzierte sich der Immobilien-Anteil von 70% auf 61%. Private Equity konnte den schwindenden Anteil der Assetklasse Immobilien bisher aber nicht kompensieren.
Die drei platzierungsstärksten Anbieter 2024 sind:
- Munich Private Equity Funds AG (97,8 Mio. Euro)
- DF Deutsche Finance (64,1 Mio. Euro)
- Alpha Ordinatum GmbH / Primus Valor AG (63,7 Mio. Euro)
Damit kommen diese drei Gesellschaften auf einen Marktanteil von 39%. Der platzierungsstärkste Anbieter Munich Private Equity Funds AG stellte rund 17% des gesamten Platzierungsvolumens 2024 mit zwei Fonds.
Entwicklung platziertes Eigenkapital* 2018 bis 2024 (in Mio. Euro)
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Ausblick
Für 2025 erwartet Scope Emissionsaktivitäten der geschlossenen Publikums-AIF unterhalb des Niveaus des Jahres 2024. Gestiegene Zinsen und hohe Inflationsraten führten in den Jahren 2022 und 2023 zu einem Einbruch des Immobilien-Transaktionsmarktes, der weiterhin nur eingeschränkt funktioniert. Kombiniert mit weiteren Unsicherheitsfaktoren wie Kaufkraftverlust und sich wandelnden Nutzeranforderungen an die Gebäude – vor allem hinsichtlich ESG und künftigem Büroflächenbedarf – erhöhen sich die Risiken in vielen Immobiliensegmenten weiter.
Das hat sich 2024 nicht nur negativ auf das Angebotsvolumen, sondern vor allem auf die Angebotszusammensetzung geschlossener Publikums-AIF ausgewirkt. Andererseits können sich aufgrund des zunehmenden Drucks, der aktuell insbesondere von Bankenseite steigt, attraktive Investitionsmöglichkeiten an den Immobilienmärkten ergeben. Beispielsweise können Blind Pools diese Ankaufschancen auf einem relativ attraktiven Renditeniveau nutzen, besonders Value-Add-Konzepte.
Beim Platzierungsvolumen 2025 rechnet Scope mit einem Niveau in der Größenordnung der Jahre 2023 und 2024, also mit weniger als einer Milliarde Euro. Dies liegt vor allem an der anhaltenden Zurückhaltung privater Anleger und insbesondere an der Attraktivität von alternativen Anlagen wie Festgeld oder Anleihen, die trotz gesunkenen Zinsen fortbesteht.