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Gesundheitsimmobilienmarkt Deutschland: Fehlendes Pflegepersonal wird zur Neubaubremse

08.01.2025
Investmentkennziffern Gesundheitsimmobilienmarkt Deutschland Q4-2024
  • Transaktionsvolumen: Der Investmentmarkt für Gesundheitsimmobilien verzeichnete im Jahr 2024 ein Transaktionsvolumen von 1,1 Mrd. Euro, was 12 % unter dem Vorjahreswert liegt.
  • Anfangsrendite: Die Spitzenrendite für Pflegeheime blieb im vierten Quartal in Folge stabil und lag Ende des Jahres bei 5,2 %.
  • Ausblick 2025: Belebung setzt sich langsam fort und dürfte zu höherem Transaktionsvolumen führen.

Im Jahr 2024 wurden in Deutschland Gesundheitsimmobilien für etwa 1,1 Mrd. Euro gehandelt. Das waren 12 % weniger als im Vorjahr. Mit etwa 532 Mio. Euro entfiel das Gros des Transaktionsvolumens auf das Schlussquartal, welches zugleich das umsatzstärkste Quartal seit zwei Jahren war. Dies lag unter anderem am Verkauf des Katharinenhof-Portfolios von Vonovia an Civitas Investment Management. Doch auch unabhängig von diesem Portfolioverkauf stellte Savills in der zweiten Jahreshälfte mehr Aktivität am Investmentmarkt für Gesundheitsimmobilien fest. Max Eiting, Associate Director und Head of Healthcare bei Savills in Deutschland, berichtet: „Auf dem Investmentmarkt für Gesundheitsimmobilien dürfte die Talsohle durchschritten sein und wir nehmen insgesamt einen verhalten optimistischen Ausblick vieler Marktteilnehmer wahr. Dazu trägt auch eine Verbesserung der finanziellen Situation der Betreiber bei. Gleichwohl bleiben die Herausforderungen insbesondere beim Bau und Betrieb von Pflegeheimen groß und Opportunitäten bieten sich aktuell vor allem für Value-Add-Spezialisten. Transaktionsfördernd wirkt, dass die Preise sich insgesamt stabilisiert haben und neue internationale Investoren für eine gewisse Bewegung auf Käuferseite sorgen. Die Zurückhaltung vieler etablierter Investoren und das fehlende Angebot für risikoaverse Käufer dürften jedoch dafür sorgen, dass die Marktbelebung nur in kleinen Schritten voranschreitet.“

Die Spitzenrendite für Pflegeheime blieb im vierten Quartal in Folge stabil und lag Ende des Jahres bei 5,2 %. Auch für Anlagen des betreuten Wohnens bewegte sich die Spitzenrendite nicht und blieb bei 4,5 %.

Mehr als die Hälfte des Volumens entfällt auf Pflegeheime

Mit 617 Mio. Euro bzw. einem Volumenanteil von 55 %waren Pflegeheime die mit Abstand umsatzstärkste Nutzungsart am Investmentmarkt für Gesundheitsimmobilien. Auf den Rängen zwei und drei folgten Wohnanlagen des betreuten Wohnens mit 234 Mio. Euro und Kliniken mit 121 Mio. Euro. Bei den Klinikgebäuden dominierten Ankäufe durch die öffentliche Hand mit dem Ziel einer perspektivischen Umnutzung, eine Entwicklung, die sich angesichts der zu erwartenden Schließung weiterer Kliniken fortsetzen dürfte. Aufgrund schwieriger Gebäudestrukturen, häufig verbunden mit Schadstoffbelastungen, und langwieriger B-Plan-Verfahren sind Immobilieninvestoren weiterhin eher zurückhaltend.

Pflegeheime wieder stärker im Fokus von Investoren

Bei Pflegeheimen nimmt Savills in Gesprächen wieder ein etwas stärkeres Interesse bei Investoren wahr. Dies hat aus Sicht von Savills mehrere Gründe: Zum einen haben sich viele Pflegeheimbetreiber inzwischen konsolidiert und die gestiegenen Investitionskostensätze versprechen eine Stabilisierung des Geschäftsbetriebs. Zum anderen setzen angesichts der langfristigen demografischen Entwicklung viele Investoren auf den Gesundheitsimmobilienmarkt und Pflegeheime sind hier die mit Abstand liquideste Nutzungsart, wohingegen der Aufbau eines großen Portfolios aus Betreutem Wohnen oder Ärztehäusern vergleichsweise herausfordernd ist. Matti Schenk, Associate Director Research bei Savills in Deutschland, kommentiert: „Die jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes, wonach die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland allein zwischen 2021 und 2023 um rund 700.000 Menschen angestiegen ist, unterstreichen die im Trend steigende Nachfrage nach Pflegeimmobilien. Die Aussicht auf eine strukturell steigende Nachfrage unterscheidet den Sektor von anderen Immobiliennutzungen, bei denen die zukünftige Nachfrageentwicklung mit deutlich mehr Fragezeichen versehen ist. Diese Wachstumsperspektive ist es auch, die in zunehmendem Maße internationales Kapital anzieht.“

Internationale Käufer sind aktiver geworden

Laut Savills haben im letzten Jahr einige internationale Investoren zum ersten Mal den deutschen Gesundheitsimmobilienmarkt betreten und weitere Akteure stehen in den Startlöchern. Eiting kommentiert: „Einige langjährige Investoren und Bestandshalter sind derzeit auf der Käuferseite weniger aktiv, da sie stark mit ihren Bestandsobjekten beschäftigt sind, zum Beispiel mit der Nachverhandlung von Berichtspflichten oder der Umsetzung von ESG-Maßnahmen. Dies eröffnet neuen Akteuren die Chance für einen Markteinstieg und aktuell sind es vor allem internationale Investoren, die Potenziale im deutschen Gesundheitsimmobiliensektor sehen. Die Angebotsseite wird derzeit allerdings von Value-Add-Produkten dominiert, so dass vor allem risikoaffine Akteure zum Zuge kommen.“

Betreiber expandieren wieder, jedoch vor allem im Bestand

Auf Seiten der Betreiber bleibt die Situation einiger Anbieter zwar herausfordernd, mehr und mehr Unternehmen konnten sich jedoch auch aufgrund der nachverhandelten Investitionskostensätze stabilisieren und sind teilweise wieder auf einen Expansionskurs eingeschwenkt. Max Eiting kommentiert: „Wir beobachten vermehrt, dass Betreiber wieder auf Wachstumskurs sind. Sie setzen dabei vor allem auf die Übernahme von bestehenden Heimen und Wettbewerbern, weil organisches Wachstum aufgrund des Mangels an Fachpersonal schwierig ist. Auch bei der Eröffnung neuer Objekte stellt fehlendes Pflegepersonal eine große Hürde dar. Insofern hat das Betreiberwachstum vorerst keine Erhöhung des Angebots zur Folge.“

Mangel an Fachpersonal ist zur Neubaubremse geworden

Inzwischen ist es vor allem der Fachkräftemangel, der eine Belebung der Neubautätigkeit verhindert., wie Eiting erläutert: „Insbesondere im süddeutschen Raum wurden Investitionskosten von über 40 Euro verhandelt, ein Niveau, bei dem sich der Neubau von Pflegeimmobilien theoretisch wieder rechnet. In der Praxis ist es jedoch schwierig, einen Betreiber für solche Neubauprojekte zu gewinnen, da das notwendige Fachpersonal rar ist. Auch die risikoaversen Investoren, also die typischen Käufer von Neubauten, scheuen das Risiko eines Betriebsstarts und setzen derzeit lieber auf jüngere Bestandsimmobilien. Eine Belebung des Neubaus ist daher so schnell nicht zu erwarten, so dass sich eine Zementierung der Angebotsknappheit abzeichnet. Eine Nische im Neubau, die derzeit bei Betreibern und Investoren gut funktioniert, sind Ersatzneubauten, da hier Personal und Bewohner mit umziehen und die Anlaufrisiken geringer sind.“ Angesichts der Risiken im Neubau fanden im vergangenen Jahr deutlich weniger Projektentwicklungskäufe statt. Insgesamt entfielen im Jahr 2024 rund 5 % des Transaktionsvolumens auf Käufe von Projektentwicklungen. Der Durchschnitt der letzten fünf Jahre lag bei 21 %. Absolut gesehen war das Transaktionsvolumen bei Projektentwicklungskäufen (61 Mio. Euro) so niedrig wie zuletzt im Jahr 2013.

Belebung des Marktes dürfte sich 2025 fortsetzen

Savills geht davon aus, dass sich der Aufschwung auf dem Markt für Gesundheitsimmobilien im Jahr 2025 fortsetzt und das Transaktionsvolumen höher ausfallen dürfte als 2024, jedoch unter dem Niveau vor der Zinswende bleiben wird.

Bitte entnehmen Sie alle Daten und Fakten unserem aktuellen Market in Minutes: Gesundheitsimmobilienmarkt Deutschland

Weiterführende Informationen

https://www.savills.de