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Gutes Beispiel aus Wien: Wohnungsbau mit Klimaresilienz und greenpass GOLD

Wien, 16.04.2025

Zeitgemäße und klimawirksame Architektur

Im Stadtentwicklungsareal ‚Nordbahnhof III‘ im 2. Wiener Gemeindebezirk sollen bis 2026 insgesamt 5.000 neue Wohnungen, 2.500 Arbeitsplätze, Gewerbeflächen und ein 10 ha großer Park entstehen. Das Baufeld 1A der MIGRA und WOGEM sticht dabei besonders hervor. Auf dem ca. 7.500 m² großen Grundstück befindet sich ein besonders ökologischer und klimaresilienter Bau mit begrünten Terrassen auf unterschiedlichen Ebenen – der auch mit greenpass GOLD offiziell bestätigt und zertifiziert wurde. Die von querkraft Architekten und YEWO LANDSCAPES geplante Wohnanlage in der Nordbahnstraße umfasst ca. 250 geförderte Wohnungen. Im Oktober 2024 fand das Willkommensfest für die neuen Bewohner:innen statt.

Angepasst an Bedürfnisse

Neben der Klimaresilienz und Förderung der Biodiversität lag der Fokus bei dem Projekt unter Anderem auf der Rücksichtnahme der Gestaltung für Alleinerziehende und Wohngruppen, Schaffung von sozialen Angeboten wie Gemeinschaftsküche, Landschaftsterrassen, bewegliche Gemeinschaftsmöbel sowie Urban-Gardening Möglichkeiten uvm. „Wohnbaupolitik ist viel mehr als das Errichten leistbarer Wohnungen. Wesentliche Aspekte sind auch die Qualität, der Klimaschutz, die Nachhaltigkeit, ein harmonisches Gesamtbild der Architektur sowie das soziale Miteinander. Für eine erfolgreiche Qualitätssicherung ist eine Quantifizierung und der Nachweis der Wirkung auch wesentlich.“, so Kathrin Gaál, Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin der Stadt Wien.

Begrünte und wirkungsvolle Terrassenlandschaft

Die bis zu 10 Stockwerke hohen Gebäude bieten auf unterschiedlichen Ebenen begrünte Terrassen und Aufenthaltsräume. Neben dem intensiven Einsatz von Dachbegrünung sowie boden- und troggebundener Fassadenbegrünungen zur Förderung der Biodiversität wurde des Weiteren das Thema Regenwassermanagement optimiert.

„Das großflächige, teildurchlässige Ökopflaster sowie die vielen versickerungsfähigen Flächen wirken wie ein Schwamm und werden den zunehmenden Klimarisiken und dem Thema Bodenversiegelung effektiv entgegenwirken.“, sagt Dominik Scheuch, Geschäftsführer von YEWO LANDSCAPES.

greenpass GOLD für Baufeld 1A am Nordbahnhof

Wie der Reisepass für Menschen dient der grüne Pass als offizielles Bestätigungsdokument. Der grüne Pass fasst dabei die Klimaresilienz und Nachhaltigkeit von Immobilien und deren Freiräumen transparent zusammen. „Mit greenpass können wir zukunftssichere und klimafitte Immobilien sicherstellen und die Wirkung von Anpassungsmaßnahmen in der Planung effizient und evidenzbasiert optimieren.“, fasst WOGEM Geschäftsführer Philipp Seifert zusammen. Der klimafitte Gemeindebau in der Nordbahnstraße erreicht nach einer erfolgreichen Optimierung einen Zertifizierungsgrad von 79% und folglich greenpass GOLD. Zusätzlich zur greenpass Zertifizierung wurde das Projekt auch mit klima:aktiv BRONZE
zertifiziert.

Nachhaltige und klimaresiliente Wirkung

Der Wohnbau punktet mit einer Vielzahl an Wirkungsleistungen in den 6 Themenfeldern Klima, Wasser, Luft, Biodiversität, Energie und Kosten. Besonders hervorzuheben ist die großflächige Entsiegelung der Freiflächen, die Anwendung des Schwammstadtprinzips, die zahlreichen Grünflächen mit mehr als 40 neuen Bäumen sowie der intensive Einsatz von unterschiedlichen Dach- und Fassadenbegrünungen auf den unterschiedlichen Ebenen. MIGRA Geschäftsführer DI Alfred Petritz erweitert: „Mit der Wohnhausanlage in der Nordbahnstraße setzen wir einen neuen Standard in Punkto leistbarer, nachhaltiger und klimasicherer Wohnbau. Dies ist unsere Auffassung für die Entwicklung von zeitgemäßen, klimafitten Immobilien. Dank greenpass können wir diese Themen in der Planung hinsichtlich Kosten/Nutzen optimieren sowie auch offiziell bestätigen.“

Das Projekt weist an Hitzetagen einen moderaten bis guten thermischen Komfort (gefühlte Temperatur) mit unterschiedlichen Aufenthaltsbereichen vor. Durch die Begrünung wird die gefühlte Temperatur an einem typischen Hitzetag um 15 Uhr gefühlt um bis zu -14°C, ggü. dem zu 100% versiegeltem Worst Case Szenario, reduziert. Durch die intelligente Anordnung der grünen Infrastruktur kann im Sommer in großflächigen Bereichen die gefühlte Temperatur spürbar um -1.5 bis 3.5°C reduziert werden.

Neben der wirkungsvollen Blattfläche der Pflanzen fördern die gesetzten Maßnahmen die Artenvielfalt durch verschiedene Vegetations- und Habitatsstrukturen sowie Bienen- und Vogelweide als auch Nist- und Brutplätze. Die Verwendung von insektenfreundlichen Lichtquellen, Vermeidung von Tierfallen, die Verwendung von rezyklierten Materialien sowie eine Regenwasseraufbereitung sind weitere Qualitäten des Projekts.

Smarte Beleuchtungs- und Bewässerungssysteme sowie die Verwendung von nachhaltigen Materialien als auch erneuerbare Energieproduktion fördern einen ressourcenschonenden Umgang. Das Projekt bietet mit unterschiedlichen Freiräumen auch ein weites Angebot an verschiedenen Aufenthaltsbereiche für private, gemeinschaftliche und barrierefreie Aktivitäten. Im Themenfeld Mobilität punktet das Projekt neben Fuß- und Radwegen mit einer guten öffentlichen Verkehrsanbindung, E-Mobilität und Fahrradabstellplatz.

Das Impact Book fasst die Vielzahl an Wirkungen für das Projekt transparent, kompakt und in verständliche Alltagsvergleiche übersetzt zusammen.