IVD Süd rechnet für 2024 bayernweit mit -22 % weniger Baugenehmigungen als im bereits schwachen Vorjahr
Prognose für die Landeshauptstadt München bei -16 %
„Der Wohnungsbau in Bayern befindet sich weiterhin in einer erheblichen Krise; die Baugenehmigungszahlen setzen ihren Abwärtstrend weiter fort“, beschreibt Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts, die derzeitige Lage. „Die ab Frühjahr 2022 massiv gestiegene Inflation mit in der Folge stark gewachsenen Hypothekenzinsen, strengen Kreditvergabekriterien der Banken sowie deutlichen Teuerungsraten bei Baustoffen und Personal führten zu immer schwerer kalkulierbaren Projektkosten bei Bauvorhaben. In Verbindung mit den sehr hohen Anforderungen an Neubauten, unter anderem in energetischer Hinsicht, stellten Bauträger zunehmend geplante Projekte ein bzw. stoppten laufende Vorhaben ab. Ab Ende 2022 spiegelte sich dies erstmalig in spürbaren Rückgängen bei den Baugenehmigungen wider.
In den ersten drei Jahresquartalen 2024 (Q1 bis Q3) wurden bayernweit laut statistischem Landesamt rund 29.000 Wohnungen in neuen Wohngebäuden zum Bau freigegeben. Zum Vergleich: Im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres erteilten die Behörden noch etwa 35.600 Baugenehmigungen, zwischen Januar und September 2022 – also bevor die Bauwirtschaft in eine massive Krise schlitterte – wurden sogar rund 52.200 Bauanträge bewilligt. Die aktuellen Zahlen ergeben somit einen Rückgang gegenüber dem ohnehin schwachen Vorjahr von -18 % und gegenüber 2022 von -44 %.
Nachdem im Juni 2024 mit knapp 4.000 genehmigten Wohnungen noch der Jahreshöchstwert erreicht wurde, wurden im September 2024 bayernweit lediglich rund 2.500 Wohneinheiten zum Bau freigegeben – ein derart schwacher monatlicher Wert wurde in den vergangenen zehn Jahren nicht ermittelt. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet der IVD Süd landesweit mit maximal 38.500 Baufreigaben, dies entspräche gegenüber dem Vorjahr einem erneuten, erheblichen Rückgang von -22 %.
In der bayerischen Landeshauptstadt München wächst die Bevölkerung weiter kontinuierlich an und die Mieten legen angesichts der bereits bestehenden Wohnraumknappheit regelmäßig zu. Gerade die Errichtung von substantiellem preiswertem/gefördertem Wohnraum wäre vor diesem Hintergrund wichtig.
Im Zeitraum Q1 bis Q3 2022 wurde in München noch für 5.690 Wohneinheiten die Baufreigabe erteilt. Im abgelaufenen Jahr 2023 lag die Zahl der Baugenehmigungen zwischen Januar und September dann nur noch bei ca. 4.880; mit -14 % fiel der Rückgang immerhin etwas verhaltener aus als im Freistaat insgesamt. In den ersten neun Monaten 2024 zeigte sich nun sogar ein leichter Aufwärtstrend: Die Behörden erteilten rd. 5.220 Baufreigaben (+7 % gegenüber 2023). Das augenscheinlich positive Ergebnis wird allerdings dadurch relativiert, dass in der bayerischen Landeshauptstadt trotz steigender Bevölkerungsprognose auch vor der Krise im Wohnungsbau deutlich zu wenige neue Wohnungen produziert wurden.
Für das Gesamtjahr 2024 rechnet der IVD Süd für München gegenüber dem Vorjahr trotz alledem mit spürbar rückläufigen Genehmigungszahlen. Basierend auf den ersten drei Jahresquartalen könnten 2024 insgesamt bis zu 6.900 Baufreigaben erteilt werden (-16 %). Im vergangenen Jahr meldete das Statistische Landesamt für den Monat November einen massiven Ausreißer nach oben – für das gesamte Jahr 2023 standen somit deutlich mehr Baugenehmigungen zu Buche, als zunächst erwartet.
Eine der dringlichsten Aufgaben der Politik bleibt es, weitere Programme und Gesetze auf den Weg zu bringen, um den Wohnungsbau erheblich anzukurbeln. Nach dem Scheitern der Ampelkoalition gefährdet die derzeitige Haushaltskrise jedoch wichtige Ausgaben. Während zum Beispiel Sozialleistungen, für die ein Rechtsanspruch besteht, weiterhin ausbezahlt werden müssen, könnte Förderprogrammen, unter anderem im Bereich Bauen und Wohnen, ohne Haushaltsbeschluss eine Ausgabenbremse drohen. Bis der Haushalt 2025 beschlossen ist, könnten noch Monate vergehen. „Im Zuge der derzeitigen Regierungskrise steht somit auch der Wohnungsbau unter keinem guten Stern. Während vielerorts dringend neuer Wohnraum benötigt wird, ist nicht mit einer baldigen Erholung zu rechnen“, befürchtet Prof. Stephan Kippes.