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Massiver Rückgang der Baugenehmigungen in Baden-Württemberg

Größte Rückgänge in Großstädten: Heilbronn und Stuttgart mit jeweils -80 % sowie Karlsruhe und Pforzheim mit jeweils unter -75 % weniger genehmigte Wohnungen im Vergleich zum 5-Jahres

Stuttgart, 04.12.2024
  • In ganz Baden-Württemberg über ein Drittel weniger Baufreigaben im Vergleich zum 5-Jahresmittel, am höchsten fiel der Rückgang im Regierungsbezirk Stuttgart (-60,3 %) aus
  • Größte Rückgänge in Großstädten: Heilbronn und Stuttgart mit jeweils -80 % sowie Karlsruhe und Pforzheim mit jeweils unter -75 % weniger genehmigten Wohnungen 
  • Höchste Abschläge in den Regionen Schwarzwald-Baar-Heuberg (-66,2 %), Heilbronn-Franken (-62,6 %) sowie Stuttgart und Mittlerer Oberrhein (jeweils -60,3 %) registriert

„Der Negativtrend ist bei der Neubautätigkeit weiter ungebrochen. Einer der entscheidenden Faktoren für den Rückgang der Baugenehmigungen ist die Veränderung des Zinsumfelds spätestens seit 2022. Auch die enorm gestiegenen Material- und Personalkosten sowie die weiterwachsenden Anforderungen an Neubauten haben dazu geführt, dass viele Bauträger ihre Projektentwicklungen und Bauvorhaben auf Eis legen. Derzeit lässt sich bei Neubauvorhaben nur schwer abschätzen, welchen Kaufpreis der Markt bei Fertigstellung einer Immobilie zu zahlen bereit ist. Die Unsicherheiten bremsen die Bauträger enorm aus“, erklärt Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. „Besonders problematisch ist, dass der Bedarf an neuem Wohnraum gerade in den prosperierenden Regionen ungebrochen hoch ist und in den kommenden Jahren mit vielerorts steigenden Einwohnerzahlen und tendenziell immer mehr Einpersonenhaushalten weiter zunehmen wird.“

Zwischen Januar und September 2024 wurden in ganz Baden-Württemberg knapp 15.000 Wohneinheiten zum Bau freigegeben. Gegenüber dem bereits schwachen Vorjahreszeitraum 2023 entspricht dies einem weiteren Rückgang von einem Drittel (-34,1 %), gegenüber dem längerfristigen 5-Jahresschnitt 2019-2023 (jeweils 1.-3. Quartal) sogar einem Verlust um die Hälfte der Baufreigaben (-50,5 %).

In allen vier Regierungsbezirken Baden-Württembergs wurden deutlich weniger Wohneinheiten in neuen Wohngebäuden zum Bau freigegeben als im 5-Jahresmittel der entsprechenden drei Quartale der Jahre 2019 – 2023. Am höchsten fiel der Rückgang im Regierungsbezirk Stuttgart (-60,3 %) aus. In den weiteren drei Regierungsbezirken sanken die Baufreigaben um jeweils knapp die Hälfte: Regierungsbezirk Tübingen (-43,9 %), Regierungsbezirk Freiburg (-44,9 %) und Regierungsbezirk Karlsruhe (-46,2 %).

Auch in allen 12 Regionen Baden-Württembergs sind die Baugenehmigungszahlen im Vergleich der ersten drei Quartale 2024 und des 5-Jahresmittels der entsprechenden Quartale der vorangegangenen Jahre (2019 – 2023) massiv zurückgegangen.

Quelle beide Abbildungen: Stat. Landesamt Baden-Württemberg, IVD-Institut

Die höchsten Abschläge wurden dabei in den Regionen Schwarzwald-Baar-Heuberg (-66,2 %), Heilbronn-Franken (-62,6 %) sowie Stuttgart und Mittlerer Oberrhein (jeweils -60,3 %) registriert.

Dieser Negativtrend zieht sich durch alle 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs. Die mit Abstand größten Rückgänge in den ersten drei Jahresquartalen 2024 im Vergleich zum 5-Jahresmittel 2019 – 2023 wurden im Landkreis Schwarzwald-Baar-Kreis (-80,8 %), der Stadt Heilbronn (-80,2 %) und in der Landeshauptstadt Stuttgart (-78,4 %) festgestellt.

Unter den Großstädten Baden-Württembergs mussten neben Heilbronn (-80,2 %) und Stuttgart (-78,4 %) die Städte Karlsruhe (-74,3 %) und Pforzheim (-71,8 %) die deutlichsten Verluste verkraften. Es folgen die Städte Ulm (-41,0 %), Mannheim (-18,3 %), Freiburg im Breisgau (-11,4 %) und Heidelberg (-8,8 %).

Es ist dringend notwendig staatliche Impulse zu setzen, um den vorprogrammierten Wohnungsengpässen in den nächsten Jahren entgegenzusteuern.

Insgesamt gilt: Je kleiner der betrachtete Markt, desto höher können die Schwankungen bei den Werten im Zeitverlauf ausfallen. Einzelne größere Bauprojekte können die Zahlen spürbar beeinflussen.

Redaktioneller Hinweis: Das IVD Institut hat diese Analyse für alle Regierungsbezirke, Regionen sowie Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs durchgeführt. Im Anhang finden Sie zwei Listen mit allen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs – sowohl in regionaler Sortierung als auch sortiert nach den höchsten Abschlägen. Die Zahlen beziehen sich hierbei auf genehmigte Wohnungen in neuen Wohngebäuden.