Asset Management | Personalien

Modernisierungsdefizit verschärft Personalmangel im Property und Asset Management

28.02.2025

Personalmangel zählt zu den drängendsten Problemen im Property Management und macht auch vor dem Asset Management nicht halt. Unternehmen finden sich immer häufiger in einer Abwärtsspirale wieder: Mitarbeiter sind überlastet, unzufrieden, arbeiten fehlerhaft und kündigen letztlich, weil der Druck zu groß wird. Aufgrund mangelnder Fachkräfte sinken zudem die Umsätze, da weniger Aufträge angenommen werden können. Außerdem geht es nicht mit der Digitalisierung voran, weil entsprechende personelle Kapazitäten fehlen. Am Ende kann sogar die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf dem Spiel stehen. Gibt es in dieser Gemengelage aus Problemen probate Lösungen, die aus der Misere führen?

Auf Einladung von Rueckerconsult diskutierten vier Expertinnen und Experten im Rahmen der Online-Panel-Reihe „Asset und Property Management konkret“, wie Personalmangel in diesen Bereichen gemanagt werden kann: Doreen von Bodecker, Geschäftsführerin von Cobalt Deutschland, Carolin Brandt, Managing Director of Asset Management bei HIH Real Estate, Marc Mockwitz, Geschäftsführender Gesellschafter von Cloudbrixx, und Thomas Junkersfeld, Geschäftsführer von B&L Property Management.

Als Grundlage dienten die vom Personaldienstleister Cobalt aufbereiteten aktuellen Zahlen und Erkenntnisse zum Thema, die Doreen von Bodecker präsentierte: Danach prognostiziert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), dass bis zum Jahr 2030 bis zu fünf Millionen Fachkräfte fehlen könnten. Laut Human Resources Monitor (HR Monitor 2023) des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) fehlen mit Blick auf die Immobilienwirtschaft vor allem technische Fachkräfte (90 % Mangel) und kaufmännische Positionen (75 %) wie WEG-Verwalter und Property Manager. Von Bodecker berichtet, mit welchen Erwartungen an ihren künftigen Arbeitgeber Kandidaten in einen Bewerbungsprozess gehen und stellt Maßnahmen vor, die Arbeitgeber ergreifen können, um für Bewerber attraktiver zu werden und Mitarbeiter zu halten.

Fachkräfte anwerben, aber auch halten

Für Thomas Junkersfeld von B&L Property Management ist die Einstellung von Fachpersonal zu einem unkalkulierbaren Faktor geworden: „Im vergangenen Jahr hatten bei uns fünf Bewerber bereits ihre Arbeitsverträge unterschrieben, dann aber ihre Stellen gar nicht erst angetreten – im Einzelfall gar, ohne sich abzumelden.“ Dies sei ein Indiz dafür, welche Auswahlmöglichkeiten Fachkräfte heutzutage besäßen und wie sehr die Unternehmen untereinander konkurrierten. Daher ist er überzeugt: „Personal gewinnen wird, wer in die Digitalisierung investiert, da die jungen Leute nicht mehr mit veralteten Systemen arbeiten wollen. Aber auch Empathie, Wertschätzung und insbesondere die Führungskultur werden die bestimmenden Themen der Zukunft sein.“

Carolin Brandt, die für die HIH Real Estate das Asset Management verantwortet, nimmt verstärkt wahr, dass es vor allem im Property Management an Fachpersonal mangelt. „Wenn wir mit einem Property Manager zusammenarbeiten, der die Betreuungsquote deutlich nach oben schrauben muss, weil er keine Fachkräfte hat, werden die Aufgaben nicht so erledigt, wie wir das als Auftraggeber erwarten“, so Brandt. „Ich beobachte in der täglichen Praxis aber auch, dass die Personalfluktuation in den Partnerunternehmen deutlich geringer ist, in denen es eine empathische Führung gibt, die versucht, einen optimalen Mix aus Arbeit, Anerkennung und Freizeit zu praktizieren. Davon profitieren wir dann auch als Auftraggeber.“

Marc Mockwitz vom Softwareentwickler Cloudbrixx berichtet, dass er mit seinem Team täglich damit beschäftigt sei, Personal zu finden, zu begeistern, zu motivieren und zu halten. „Das kostet Zeit und Geld. Aber wie alle Proptechs wollen auch wir wachsen und brauchen dafür mehr Mitarbeitende“, erklärt Mockwitz. „Gleichzeitig haben wir das Ziel, unsere Kunden aus der Immobilienwirtschaft und deren Arbeitsplatzangebot attraktiver für deren Mitarbeitende zu machen. Dafür arbeiten wir stetig an der Verbesserung unserer Software, damit die Menschen effizient digital arbeiten können und ein Arbeitsschritt ausreicht, wo ansonsten drei nötig wären.“ 

Zu konservativ, zu langweilig?

Ein weiterer Diskussionspunkt: Hat die Immobilienwirtschaft und vor allem das Property Management ein Imageproblem? Doreen von Bodecker weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es hierzulande kaum eine Branche gibt, die so stark von eigentümergeführten Unternehmen geprägt ist wie die Immobilienwirtschaft. Zwanzig Prozent der Führungsebene sei älter als 60 Jahre. „Damit geht auch ein leicht angestaubtes Image einher, das häufig von der Generation der Unternehmensgründer ausgestrahlt wird, die oft noch in alten Strukturen verhaftet und zu wenig offen für Neuerungen sind“, so von Bodecker.

Carolin Brandt bestätigt: „Die Branche ist konservativ – sowohl in ihrem Erscheinungsbild als auch in ihrer Entwicklung. Bis der strenge Dress-Code aufgelockert und Home-Office eingeführt wurde, hat es länger gebraucht als in anderen Branchen.“ Andererseits schrecke das aber Interessenten nicht unbedingt ab. „Was vielmehr unattraktiv erscheint, etwa beim Property Management, ist die reine Verwaltungsarbeit. Die Gestaltungsmöglichkeit dieser Managementposition wird von vielen als zu gering eingeschätzt. Das wird mit purer Langeweile verbunden.“

Marc Mockwitz plädierte in diesem Zusammenhang dafür, die Digitalisierung voranzutreiben, um administrative Arbeiten zu vereinfachen und mehr Zeit für interessante inhaltliche Arbeit zu ermöglichen. „Wir müssen die Leute wieder begeistern für die Vielfältigkeit der Branche. Einen Immobilienbestand zu transformieren und jeden Schritt begleiten zu können, ist faszinierend. Das sollten wir künftig mehr in den Vordergrund stellen, wenn wir um Mitarbeitende werben.“

Analog zu erfolgreichen Kampagnen des Facility Managements, das demonstriert habe, dass es dabei um mehr als beispielsweise die Reinigung von Gebäuden geht, müssten auch die vielen Facetten des Property-Manager-Jobs stärker aufgezeigt werden, kamen die Panel-Teilnehmer überein. 

„Insgesamt werden im Wettbewerb der Unternehmen um Fachkräfte diejenigen erfolgreich sein, die sich für neue Technologien öffnen, ihren Mitarbeitenden mit Empathie begegnen und Leistungen anerkennen, das Gleichgewicht zwischen Arbeitsalltag und Freizeit schaffen sowie Weiterbildungsmöglichkeiten bieten“, so das Fazit von Thomas Junkersfeld.