Stimmung in der Wohnungswirtschaft verhalten optimistisch
Bereits seit Sommer 2020 befragt DIP-Partner Aengevelt Immobilien halbjährlich Experten aus allen Bereichen der Wohnungswirtschaft zu Krisen-Einflüssen auf den Markt. Ging es beim Befragungsstart vorrangig um Corona-Auswirkungen, sind es nun Themen wie das aktuelle Marktumfeld mit Ukraine-Krieg, Konflikten in Nahost, Energiekrise und Energiewende, Kreditzinsen, Inflation etc.
Ergebnis der aktuellen Umfrage:
- Die Stimmung der Befragungsteilnehmer bleibt verhalten: So liegt beispielsweise der Anteil der Befragungsteilnehmer, die eine Reduzierung des Neugeschäfts erwarten, immer noch deutlich über 60 % – trotz eines geringfügigen Rückgangs gegenüber der Sommerbefragung 2024.
- Der Anteil derjenigen, die eine Verlangsamung der Umsatzdynamik befürchten, ist gegenüber der Sommerbefragung 2024 sogar wieder deutlich gestiegen.
- Mehr Optimismus zeigt sich bei der Frage nach Vermögensverlusten der Unternehmen: Rechneten im Sommer 2024 noch etwa zwei Drittel der Befragungsteilnehmer mit Einbußen, sind es nun nur noch 54 %.
- Eine weitere Entspannung zeigt sich auch bei der deutlich verringerten Sorge hinsichtlich eines befürchteten krisenbedingten Personalabbaus.
Differenzierte Auswirkungen
Unter der Fragestellung “Wie schätzen Sie den Einfluss der aktuellen Entwicklungen auf Ihr Unternehmen ein?“ konnten die Teilnehmer wie bei den vorherigen Befragungen aus dem gleichen Spektrum möglicher Auswirkungen für ihr Unternehmen wählen, wobei Mehrfachantworten möglich waren. Dazu zählen:
- Verlangsamung der Umsatzdynamik
- Forderungsausfälle
- Reduzierung des Neugeschäfts
- Erhöhter Kostenaufwand durch bislang nicht kalkulierte Restart-Investitionen
- Verlust von Stammkunden
- Personalabbau
- Verkauf bisher betriebsnotwendiger Immobilien (zum vierten Mal abgefragt)
Die größte Sorge besteht weiterhin hinsichtlich der Reduzierung des Neugeschäfts: Rund 63,6 % der Befragungsteilnehmer befürchten dies (Sommer 2024: 64,4; Winter 2023/24: 68 %). Damit liegt dieser Wert immer noch deutlich über dem bislang niedrigsten Wert aus der Sommerbefragung 2022 (25 %). Gegenüber dem bisherigen Höchstwert aus der Sommerbefragung 2023 (79 %) ist indessen ein kontinuierlicher und deutlicher Rückgang um 15 Prozentpunkte festzustellen.
An zweiter Stelle kommen die Befürchtungen vor einer abgeschwächten Umsatzdynamik. Hier gab es sogar eine Trendumkehr: Ging der Anteil der Befragungsteilnehmer im Sommer 2024 gegenüber Winter 2023/24 (64,3 %) zunächst deutlich um nahezu 22 Prozentpunkte auf 42,5 % zurück, stieg der Anteil in der Winterbefragung 2024/25 wieder deutlich um rd. 14 Prozentpunkte auf rd. 56 % (Sommer 2024: 42,5 %) an. Hierin spiegelt sich eine durchaus kritischere Einschätzung hinsichtlich der zukünftigen Marktentwicklung wider als noch im Sommer.
Der Anteil derer, die mit Forderungsausfällen rechnen, ist dagegen erneut deutlich um sieben Prozentpunkte auf 15 % gesunken.
Der Anteil der Befragungsteilnehmer, die von einem erhöhten Kostenaufwand durch bislang nicht kalkulierte Restart-Investitionen ausgehen, ist ebenfalls um sieben Prozentpunkte auf 29 % zurückgegangen.
Weitere positive Entwicklung: Der Anteil der Befragungsteilnehmer, die einen Personalabbau in ihren Unternehmen befürchten, ist gegenüber dem bisherigen Höchstwert im Sommer 2024 (18 %) deutlich gesunken und stellt sich in der aktuellen Befragung auf nun rd. 11 % (Winter 2023/24: 16 %; Sommer 2023: 15 %; Winter 2022/2023: 6,5 %).
Auch mit dem Verlust von Stammkunden rechnen immer weniger Befragungsteilnehmer: Waren es im Sommer 2024 noch rd. 6 %, sind es aktuell lediglich 1,5 %.
Zum bisher vierten Mal wurde außerdem die Einschätzung bzgl. eines Verkaufs bisher betriebsnotwendiger Immobilien u.a. zur Stärkung des Eigenkapitals abgefragt. Waren es in der Sommerbefragung 2024 rd. 7 %, sind es aktuell ebenfalls nur noch 1,5 %.
Frage nach Vermögensverlusten
Nach Befragungsstart im Winter 2022/2023 wurde aktuell zum vierten Mal danach gefragt, welche Vermögensverluste die Befragungsteilnehmer für ihr Unternehmen erwarten. Ergebnis der Winterbefragung 2024/2025:
- 26 % der Befragungsteilnehmer geben an, keine Vermögensverluste zu erwarten. Im Sommer 2024 waren es 22 %.
- Der Anteil der Befragungsteilnehmer, die mit geringen Verlusten rechnen, ist gegenüber der Sommerbefragung 2024 (44 %) auf 39 % gesunken.
- Auch der Anteil der Befragungsteilnehmer, die erhebliche, wenn auch nicht existenzbedrohende Verluste erwarten, ist weiter auf nun 15 % gesunken (Sommer 2024: 18 %; Winter 2023/24: 25 %).
- Mit existenzbedrohenden Vermögensverlusten rechnet niemand mehr (Sommer 2024: 2 %).
Fazit:
Die aktuelle Befragung zeigt, dass die Krise für die Wohnungswirtschaft noch nicht überwunden ist, sich die Sorgen indessen allmählich verringern. Das gilt u.a. hinsichtlich des Verlustes von Stammkunden, Forderungsausfällen, Vermögensverlusten und eines Personalabbaus.
Dazu Magdalena Kolak, Senior Analystin Aengevelt Research: „Die aktuelle Entwicklung stimmt positiv, zeigt aber auch, dass immer noch erhebliche Verunsicherung herrscht. Dazu trägt neben dem aktuellen Marktumfeld mit angekündigtem Stellenabbau in mehreren deutschen Kernbranchen, internationalen Konflikten etc. auch die bisherige Wohnungspolitik bei. Dazu zählen Überregulierung, ein kurzatmiger Förder-Zick-Zack, in dem Förderprogramme, die in die Kalkulation von Wohnungsbauinvestoren eingeflossen sind, über Nacht gestoppt werden, etc. Was die Immobilienwirtschaft benötigt, um langfristig zu planen, ist Planungssicherheit. Deshalb kann nur ein ausgewogenes klares politisches Umsteuern mit Auflagen in Abhängigkeit von Konjunktur, Zinsen und Baupreisen einen Wachstumsschub freisetzen, der die Dynamik gerade auch im wohnwirtschaftlichen Bereich nachhaltig wiederbelebt.“