Von Bio-Brücke bis Windturm: Die Finalisten der DGNB Sustainability Challenge 2025
Die Endauswahl der DGNB Sustainability Challenge – dem jährlich ausgelobten Innovationswettbewerb der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – umfasst erneut eine große Bandbreite an vielversprechenden Lösungen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Bau- und Immobilienwirtschaft. Aus weit über 100 Einreichungen bestimmte die Jury in den Kategorien „Innovation“, „Start-up“ und „Forschung“ jeweils drei Finalisten. Zudem vergab das Fachgremium drei Sonderpreise. Die Bekanntgabe aller Gewinner erfolgt am 25. Juni 2025 beim DGNB Tag der Nachhaltigkeit in Stuttgart. Bereits am 28. Mai 2025 startet die Online-Abstimmung für den kategorieübergreifend vergebenen Publikumspreis. An diesem Tag präsentieren sich sämtliche Nominierten im Rahmen des hybrid durchgeführten DGNB Ideenlabors.
„Die DGNB Sustainability Challenge hat sich in den vergangenen Jahren als Innovationsradar für vielversprechende neue Ansätze und Lösungen im nachhaltigen Bauen etabliert“, erklärt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Ob Produktinnovation, Start-up-Unternehmen oder Forschungsprojekt: Auch in diesem Jahr überzeugen die Finalisten und Gewinner unseres Wettbewerbs wieder durch ihr Transformationspotenzial und einen großen Facettenreichtum.“
Kategorie „Innovation“: Bodenplatte, Klimasystem und Bitumen
In der Kategorie „Innovation“ steht die GLAPOR Werk Mitterteich GmbH in der Endauswahl. Mit der lose verlegten Urban Mining Bodenplatte UMB1 aus 100 Prozent Recyclingglas kombiniert das Unternehmen aus der Oberpfalz Bodenplatte und Wärmedämmung miteinander. Die ArgillaTherm GmbH aus dem niedersächsischen Göttingen ist mit ihren HUMID-Modulen nominiert. Die aus natürlichen Komponenten hergestellten Module kühlen, heizen und regulieren die Luftfeuchte für ein gesundes und behagliches Raumklima. Mit ihrem Produkt Instant BioBitumen schaffte es die B2Square GmbH aus dem nordrhein-westfälischen Meerbusch ins Finale. Die aus einem natürlichen Pulver und einer biogenen Flüssigkeit hergestellten Bitumen sind CO2-negativ, flexibel produzierbar und verbessern aufgrund des kalten Herstellungsprozesses neben der Sicherheit auch die Handhabung und Lagerung.
Kategorie „Start-up“: Kohlenstoffmineralisierung, Naturfasern und ESG-Ausbau
In der Kategorie „Start-up“ überzeugte das Düsseldorfer Unternehmen Co-reactive GmbH die Jury mit der Entwicklung einer CO2-Mineralisierungstechnologie, durch die sowohl die Nachhaltigkeit als auch die Performance zementbasierter Baumaterialien verbessert werden. Bei der NatStruct AG aus dem hessischen Wetzlar werden landwirtschaftliche Reststoffe zur Herstellung pflanzlicher Fasern und Produkte genutzt, die in der Bau-, Automobil-, Möbel- und Textilindustrie zum Einsatz kommen. Die re-green GmbH aus Frankfurt am Main hat eine Strategie entwickelt, den Wert von Gewerbeimmobilien durch ESG-Sanierung und Zertifizierung für Eigentümer kostenneutral zu steigern – finanziert durch Strom- und Wärmelieferverträge mit den Mietern.
Kategorie „Forschung“: Zirkuläre Holzverbindungen, Lehmbausteine und Bio-Brücke
Das Projekt „(De-) Montierbarkeit und statische Performance von Holzverbindungen im Hinblick auf Re-Use und Zirkuläres Bauen“ der Universität Stuttgart zählt zu den Finalisten in der Kategorie „Forschung“. Mit dem Ziel, die Planung von zirkulärem Holzbau zu verbessern, wird untersucht, welche Knotenverbindungen sich für die De- und Wiedermontage eignen. Das von der Technischen Universität Dortmund, der Hochschule Bochum und weiteren Partnern durchgeführte Forschungsprojekt „LEGO. Stranggepresste Hochlochlehmbausteine für Innenwände als Substitution für Rigips-Wände“ lotet die Möglichkeiten und Vorteile von Lehmsteinen als ökologische Alternative zu Gipsbauplatten aus. Im Rahmen des EU-geförderten Verbundforschungsprojekts „Smart Circular Bridge“ entstand in Ulm die erste befahrbare Brücke, die aus einem Biokomposit aus Flachsfasern und bio-basiertem Polyesterharz gebaut wurde. 42 Sensoren erfassen Umwelteinflüsse und strukturelle Belastungen am Bauwerk, liefern Daten für die Materialforschung und sind zugleich die technische Grundlage, damit Passanten die Brücke als Musikinstrument erleben können.
Sonderpreise: Zirkularität trifft Ökobilanz, Windturm und Hoffnungshäuser
Während in den drei Hauptkategorien der DGNB Sustainability Challenge zunächst nur die drei Finalisten bekanntgegeben werden, stehen die Gewinner von drei Sonderpreisen bereits fest. Dabei prämierte die Jury in diesem Jahr gleich zwei studentische Arbeiten.
Eine Auszeichnung geht an Clara Borgers von der Technischen Hochschule Köln für ihre Bachelorarbeit „Nachhaltigkeitsbewertung – Einfluss der Zirkularität auf die CO2-Bilanz eines Bauteils“. Basierend auf dem DGNB Zirkularitätsindex in Kombination mit Ökobilanzierungsansätzen hat sie untersucht, ob eine höhere Zirkularität mit einer geringeren CO2-Bilanz korreliert. Der zweite studentische Sonderpreis geht an eine Gruppe Architekturstudierender der Berliner Hochschule für Technik für ihre Arbeit „Windturm 2.0“. Um den gesundheitlichen Folgen der klimawandelbedingten Temperaturveränderungen entgegenzuwirken, wurde der traditionelle Windturm aus dem westasiatischen Kulturraum architektonisch und bauphysikalisch neu interpretiert.
Zudem wurde kategorieübergreifend ein Sonderpreis zum Thema „Social Impact“ vergeben. Gesucht waren beispielgebende Projekte oder Lösungen, die dazu beitragen, dass die Transformation im Bauen möglichst sozialgerecht und wirksam erfolgt. Als Preisträger wählte die Jury das Projekt „Hoffnungshaus“ der Hoffnungsträger Stiftung aus Leonberg in Baden-Württemberg. Seit 2016 bieten die in serieller Holzbauweise errichteten Hoffnungshäuser gleichberechtigten Wohnraum in einer gelebten Hausgemeinschaft sowohl für Geflüchtete und sozial Benachteiligte als auch für Menschen, die mitten im Leben stehen.
Live-Präsentation der Finalisten beim DGNB Ideenlabor
Die erste Gelegenheit, die Finalisten des Wettbewerbs kennenzulernen, bietet sich am 28. Mai 2025 im Rahmen des DGNB Ideenlabors im FORUM Haus der Architektinnen und Architekten in Stuttgart. Das interaktive Wissens- und Kreativitätsevent widmet sich diesmal dem Thema „Innovation im Bauen“ und startet um 14:00 Uhr. Sämtliche Finalisten der DGNB Sustainability Challenge präsentieren sich im Rahmen des Events in kurzen Impulsvorträgen ab 16:30 Uhr. Die Teilnahme ist sowohl vor Ort als auch online möglich. Den Link zur kostenlosen Anmeldung gibt es unter www.dgnb.de/ideenlabor.
Auch im Rahmen des DGNB Tags der Nachhaltigkeit stellen die Finalisten ihr Projekt nochmals live auf der Bühne vor. Bei dem zentralen Jahresevent des Non-Profit-Vereins gibt es für Besuchende zusätzlich die Chance, alle Nominierten während des Tages an einem eigenen Stand auf dem Marktplatz der Ideen zu besuchen. Der DGNB Tag der Nachhaltigkeit findet am 25. Juni 2025 in Stuttgart statt. Veranstaltungsort ist das Im Wizemann. Die Anmeldung ist unter www.dgnb.de/tdn möglich.
Renommierte Fachjury und zusätzlicher Publikumspreis
Die Auswahl der Finalisten und Gewinner der DGNB Sustainability Challenge erfolgte erneut durch eine hochkarätig besetzte Jury aus renommierten Expertinnen und Experten. Mit dabei waren in diesem Jahr Prof. Dr. Philipp Bouteiller (Artprojekt Entwicklungen GmbH), Dr. Anna Braune (DGNB), Gerhard Breitschaft (Deutsches Institut für Bautechnik), Dominik Campanella (Concular GmbH), Prof. Moritz Fleischmann (Hochschule Düsseldorf), Mona Gennies (Montag Stiftung Urbane Räume), Johannes Kreißig (DGNB), Martin Rodeck (Blacklake GmbH), Gudrun Sack (Tegel Projekt GmbH), Prof. Dr.-Ing. Patrick Teuffel (CIRCULAR STRUCTURAL DESIGN), Meike Weber (Landeshauptstadt München).
Darüber hinaus lobt die DGNB auch in diesem Jahr wieder über alle Kategorien und Sonderpreise hinweg einen Publikumspreis aus. Die Wahl setzt sich zusammen aus einem Online-Voting, das am Tag des DGNB Ideenlabors freigeschaltet wird und bis zum 24. Juni 2025 offen ist, und einer Vor-Ort-Abstimmung des Publikums beim DGNB Tag der Nachhaltigkeit. Bei der Veranstaltung am 25. Juni erfolgt auch die Bekanntgabe sämtlicher Gewinner der DGNB Sustainability Challenge 2025.
Alle Informationen zur Abstimmung sowie zu den zwölf Unternehmen und Projekten in der Endauswahl finden sich unter www.dgnb.de/sustainability-challenge.
Alle Finalisten der DGNB Sustainability Challenge im Überblick
Kategorie „Innovation“
- GLAPOR Urban Mining Bodenplatte UMB1, GLAPOR Werk Mitterteich GmbH, Mitterteich
- HUMID-Module, ArgillaTherm GmbH, Göttingen
- Instant BioBitumen, B2Square GmbH, Meerbusch
Kategorie „Start-up“
- Co-reactive GmbH, Düsseldorf
- NatStruct AG, Wetzlar
- re-green GmbH, Frankfurt am Main
Kategorie „Forschung“
- (De-) Montierbarkeit und statische Performance von Holzverbindungen im Hinblick auf Re-Use und Zirkuläres Bauen, Universität Stuttgart
- LEGO. Stranggepresste Hochlochlehmbausteine für Innenwände als Substitution für Rigips-Wände, Technische Universität Dortmund, Hochschule Bochum, Lücking GmbH & Co KG, Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.
- Smart Circular Bridge in Ulm: Bio-basierte Brücke als Musikinstrument, Projektkonsortium aus 14 europäischen Projektpartnern aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Deutschland
Studentischer Sonderpreis
- Nachhaltigkeitsbewertung – Einfluss der Zirkularität auf die CO2-Bilanz eines Bauteils, Clara Borgers, Studiengang Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Köln
- Windturm 2.0, Studierende im Studiengang Architektur an der Berliner Hochschule für Technik
Sonderpreis „Social Impact“
- Hoffnungshaus, Hoffnungsträger Stiftung, Leonberg